Gottesdienst für
den 7.2.2021 in Brombach, wegen des Lockdowns ohne anwesende Gemeinde
Liebe Gemeinde,
vor einigen Jahren unternahmen
wir eine Städtereise nach Rom. Wir planten zunächst die Anreise.
Welche Verkehrsmittel wollten wir wählen, was war die beste Reiseroute.
Dann planten wir unsere drei Tage in Rom. Welche Orte schlugen die Reiseführer
vor, und welche Orte lagen uns am Herzen? Die Vorbereitungen weckten Vorfreude,
bis wir es gar nicht mehr erwarten konnten loszufahren.
Im übertragenen Sinne
sind wir gerade in einer solchen Orientierungsphase, was Jesus anbelangt.
Die Passionszeit beginnt bald, und wir werden die nächsten Wochen
mit Jesus unterwegs nach Jerusalem sein. Auf der Reise werden wir manches
mit Jesus erleben. Und auch über Jerusalem, Jesu Leiden, Sterben und
Auferstehen, können wir uns schon im Vorhinein Gedanken machen.
Der Hebräerbrief gibt
uns dafür eine gute Anleitung. Er beschreibt Jesus, der von Gott gekommen
ist und ganz Mensch wurde.
Das erinnert mich an eine
Bastelarbeit im Kirchlichen Unterricht. Ein Blatt wurde geknickt und eine
Figur aus dem nun doppelten Blatt so ausgeschnitten, dass beide deckungsgleichen
Teile am Kopf noch zusammenhingen. Wir hatten jetzt unseren Jesus, der
auf der einen Seite ganz Mensch und auf der anderen ganz Gott war, und
beschrifteten die beiden Seiten entsprechend. So konnten wir uns leichter
vor Augen führen, wie beides in Jesus zusammenkommt, Gott und Mensch.
Der Hebräerbrief wurde
an Christen geschrieben, die in ihrem Glauben müde geworden waren.
Appelle wie diese erreichten sie nicht mehr: Du musst mehr beten! Du musst
mehr lieben! Mehr Bibellesen! Öfter in den Gottesdienst gehen! Das
alles hatten sie beherzigt, doch trotzdem war ihre Motivation geschwunden.
So viel hatte sich durch Jesus in ihrem Leben doch nicht verändert.
Der Hebräerbrief versucht,
ihnen die Grundlagen des Glaubens wieder neu zu erklären. Wer ist
Jesus? Mit wem sind wir unterwegs auf der Lebensreise? Was erwartet uns
am Ziel? Dazu ein Abschnitt aus dem Hebräerbrief, von manchen als
Herz dieses Briefes bezeichnet.
Hebräer 4,14-16
Wie gesagt: Wir haben
einen Obersten Priester von einzigartiger Bedeutung, der in die Himmel
gelangt ist: Es ist Jesus, der Sohn Gottes. Lasst uns also an dem Bekenntnis
zu ihm festhalten! Er ist kein Oberster Priester, der unsere Schwachheit
nicht mit uns erleiden könnte. Er wurde genau wie wir in jeder Hinsicht
auf die Probe gestellt. Nur blieb er ohne Schuld. Lasst uns also voller
Zuversicht
vor den Gnadenthron treten.
Dort werden wir Mitleid empfangen und Gnade finden. Und wir werden Hilfe
bekommen, wann immer wir sie brauchen.
Der Oberste Priester stellte
im Jerusalemer Tempel die Verbindung zu Gott her. Einmal im Jahr brachte
er am Versöhnungstag ein besonderes Opfer dar, und Gott vergab die
Schuld der Menschen. Der Hebräerbrief führt diese Linie weiter.
Jesus schuf die Verbindung zu Gott nicht nur einmal im Jahr im Tempel in
Jerusalem, sondern er, der Gottes Sohn ist, bringt dort unsere Anliegen
vor Gott, ganz direkt und ohne Umwege. Dabei weiß er, wovon er spricht,
denn er ist …
… ganz Mensch
Er hat während seiner
Zeit auf der Erde alles selbst erlebt, was uns im Alltag begegnet. Er kann
sich in uns hineinversetzen. Er kennt unsere Müdigkeit. Er weiß,
wie sich Enttäuschungen anfühlen. Er hatte selbst gelitten und
sich geängstigt vor dem Tod. Auch er geriet in Versuchung, dem Leiden
zu entgehen und den bequemeren Weg zu wählen. Er fühlt mit, wenn
wir stöhnen und ächzen unter den Lasten des Lebens. Doch Jesus
ist auch …
… ganz Gott
Er ist dauerhaft und immer
mit Gott in Verbindung. Ich stelle mir vor, wie wenn Gott und Jesus mit
einem Kabel verbunden sind. Ihre Nachrichten gehen immer hin und her. So
konnte Jesus in seinem Leben unter uns zu jeder Zeit Impulse von seinem
Vater im Himmel empfangen, war ihm immer nahe und konnte seine Kraft und
Liebe ohne Verluste weitergeben.
Dagegen bin ich mit Gott
nur wie über eine Bluetooth-Verbindung in Kontakt. Die Verbindung
zu Gott ist nicht immer stabil und schon öfter gestört. Ich laufe
aus dem Sendebereich Gottes heraus, verfolge Wege, die mich in die Irre
führen. Wundere mich, dass Gott mir nichts sagt, dabei bin ich es,
die seine Nähe nicht sucht. Und manchmal passiert es auch, dass man
Gott ganz aus den Kontakten löscht, gar nichts mehr von ihm erwartet
oder so enttäuscht ist, dass man nichts mehr mit ihm zu tun haben
will.
Jesus kann den Kontakt
zu Gott wiederherstellen. Er kennt die Kontaktnummer, er leitet zurück
in die Nähe Gottes. Das kann er, weil er zu Gott gehört und uns
mit seinen Augen anschaut.
Jesus versteht uns und
kann sich in uns einfühlen, selbst dann, wenn wir Gottes Nummer aus
unseren Kontaktdaten gelöscht haben. Mit seinem göttlichen Blick
sieht er, was uns fehlt, und kann uns helfen, dass wir den Vater im Himmel
wiederfinden, in seinen Einflussbereich zurückkehren.
Zwei Hinweise gibt nun
der Hebräerbrief:
1. Am Bekenntnis sollen
wir festhalten
Das hört sich zunächst
nach dem Aufsagen des Glaubensbekenntnisses an. „Ich glaube an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, geboren von der Jungfrau Maria
…“. Doch es geht hier wohl nicht um Auswendig-Gelerntes, sondern um ein
persönliches Glaubensbekenntnis, an dem wir festhalten sollen. Warum
vertraue ich Jesus auf meiner Lebensreise?
Mir sind drei Begriffe
gekommen, die meinen persönlichen Glauben ein Stück weit beschreiben:
-
Jesus ist mein Gesprächspartner
Ich kann meine Sorgen und
Freuden mit ihm teilen. Eine junge Frau erzählte mir letzte Woche,
wie sie ganz neue Freude am Gebet hätte. Ich wurde neugierig und fragte
nach. Sie meinte, bei Jesus kann ich alles abladen, was mir auf dem Herzen
liegt, auch was ich falsch gemacht habe, was mir leidtut. Und Jesus hört
einfach zu. Er gibt nicht diese blöden Kommentare, die ich sonst so
höre: Das habe ich dir ja gleich gesagt! Wie blöd kann man denn
sein! Hättest du mal auf mich gehört! Bei Jesus“, so meinte sie,
„bin ich sicher, und ich merke, wie er mich auch einfach durch sein Zuhören
verändert.“ So geht es mir auch. Ich liebe es, mit Jesus über
das zu reden, was mich im Innersten bewegt. Ich liebe es, dass er mich
ausreden lässt.
-
Jesus ist mein Glücklichmacher
Das schreibt man ja gerne
Schokolade zu, dass sie uns in eine bessere Stimmung versetzen kann. Mich
macht Jesus glücklich. Es ist, als wenn er an einem verregneten Tag
die Wolken ein Stück zur Seite schiebt und mich mit einem Sonnenstrahl
streift. Ich weiß, dass meine Themen damit nicht erledigt sind, aber
Jesus rückt sie in ein neues Licht. Sollte es etwas geben, das Jesus
nicht verändern könnte? Sollte es eine Sackgasse geben, aus der
Jesus keinen Ausweg wüsste? Und so schrumpfen die Probleme in Jesu
Licht und öffnen mein Herz. Ja, Jesus geht voran, welch ein Segen.
-
Jesus ist meine Paketannahmestelle
Vorgestern hatte ich viel
eingekauft, der Rucksack war so schwer, dass mich die Verkäuferin
an der Kasse schon bedauerte. Ich trage nicht nur einen Haufen Glasflaschen
und Ähnliches durch die Gegend, sondern auch Unerledigtes, Sorgen
von anderen, Zukunftsängste und Grübeleien mit mir herum. Diese
Pakete drücken mich nieder. Aber Jesus will sie mir abnehmen. Er sagt:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig
und beladen seid; ich will euch erquicken“.
(Matthäus
11,28) Und dieses Angebot nutze ich. Er wird sich um meine Pakete
schon kümmern, sie weiterleiten oder entsorgen. Bei ihm sind sie in
den besten Händen.
Daraus folgt die zweite
Anweisung des Hebräerbriefs:
2. Voller Zuversicht sollen
wir vor den Gnadenthron treten
Jesus weist hin auf Gott.
Der ist ein gerechter Richter. Er ist kein Weihnachtsmann, alt, schwerhörig
und fast blind. Nein, er sieht, hört und kennt uns sehr genau. Er
wird uns immer wieder und wohl auch am Ende unseres Lebens mit unseren
Fehlern und Fehleinschätzungen konfrontieren. Aber das soll uns keine
Angst machen. Denn der gerechte Richter liebt uns, er hat uns als seine
Kinder angenommen. Und so hört er auf Jesus, der ihm von uns erzählt
und für uns eintritt. Jesus steht uns bei und hilft uns.
Zum Gnadenthron zu treten
und Jesus um Hilfe zu bitten, das stelle ich mir vor, wie bei einer Autopanne
den ADAC anzurufen. Jesus kommt bestimmt. Und über den ADAC hinaus
wird er nicht nach meiner Mitgliedskarte fragen oder mir eine Mitgliedschaft
aufdrücken. Nein, er hilft. Und weil das eine überwältigende
Erfahrung sein wird, werde ich bei ihm bleiben – am besten bis in Ewigkeit.
Cornelia
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