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Liebe Gemeinde,
Jesus hatte wohl nicht Rosenstöcke vor Augen, sondern eine Obstplantage, als er mit seinen Anhängern und Anhängerinnen darüber nachsann, wie sich die Beziehung zu Gott auf das alltägliche Leben eines Menschen auswirkte. Er sah einen Baum mit saftigen Feigen. So einen hätte wohl jeder gerne vor dem Haus gehabt und im Herbst geerntet. Nebendran stand ein eher kümmerlicher Baum, die Feigen waren runzelig, von Würmern befallen und kaum brauchbar. Einen solchen Baum wollte niemand im Garten haben. Lukas 6,43-35
Jesus vergleicht und überlegt: Sind wir nicht wie diese Bäume? Wir bringen unterschiedliche Früchte hervor. Die einen versuchen, mit ihrem Reden und Tun ehrlich und dem Nächsten zugewandt zu leben. Die anderen scheren sich nicht darum, was ihr Reden und Tun anrichtet, Hauptsache, sie bekommen, was sie wollen. Dabei will Jesus wohl nicht dazu anregen, nur über die anderen nachzudenken, ob sie in ihrem Leben Gutes bewirken oder eben nicht. Sondern er möchte seine Zuhörenden ermuntern, sich selbst zu prüfen: Welche Art von Baum bin ich? Gesund und kräftig, so mittendrin oder eher lädiert und ohne positiven Einfluss auf meine Umgebung? Er möchte, dass wir ehrlich zu uns selbst sind, merken, wo wir Veränderung brauchen, um keine mehligen, wurmstichigen Feigen zu bleiben, sondern uns weiterzuentwickeln. Was bedeutet es nun, ein guter Christ oder ein schlechter Christ zu sein? Fassen wir Jesu Aussagen darüber zusammen, lässt sich ein guter Christ so beschreiben:
Drei Wirkungen habe ich herausgegriffen, die für unsere Entwicklung eines fruchtbaren Lebens im Sinne Jesu wichtig sind. Ermutigt statt erschöpft
Es gibt Tage, da kann ich mich sehr gut in diesen Akku einfühlen. Da reicht die Kraft für den Tag fast nicht aus, und am Ende bin ich nur noch erschöpft. Das hat Auswirkungen. Ich bin gereizt, stürze mich in die falschen Aufgaben, mache andere verantwortlich für meinen Zustand und werde ungerecht. Den Akku meines Smartphones kann ich leicht an der Steckdose wieder aufladen. Ganz ähnlich ist das mit meiner Seele. Ich kann sie an die Steckdose Gottes anschließen, seinen Heiligen Geist in mein Leben fließen lassen, mich für ihn öffnen. Manchmal wirkt schon eine kleine Runde Spazierengehen um den Block Wunder. Ich sehe mal in die Weite, habe nichts anderes zu tun, als mich stetig zu bewegen und werde aufmerksam auf Gottes Impulse. Das funktioniert auch virtuell. Auf meinem Startbildschirm des PCs ist ein Urlaubsfoto, eine einsame Kapelle in schöner Umgebung. Immer wenn ich sie sehe, halte ich kurz inne und fühle mich an diesen Ort versetzt, wo ich Gott so intensiv erlebte. Und dann sind da Spruchkärtchen und kleine Symbole an meinem Arbeitsplatz, die mich erinnern: Gott ist da, er will dir Mut machen, er sorgt dafür, dass ich die richtigen Aufgaben in Angriff nehmen kann. Die Steckdose ist für den Akku überlebensnotwendig, die Verbindung mit Gott ist für uns überlebensnotwendig und Voraussetzung, dass etwas Gutes wachsen kann. Wir brauchen die Disziplin, nicht erst zur Steckdose zu kommen, wenn unser seelischer Akku auf 20% und weniger gefallen ist. Denn nur, wenn die Verbindung stimmt, bekommen wir Mut für unseren Alltag und einen Blick für das, was gerade dran ist. Heil oder beschädigt
Im Schatzkästchen meiner Seele fand ich ein Wort Jesu: „Ich bin ein Arzt der Kranken.“ (Lukas 5,31) Ich hörte daraus Jesu Zusage, sich um meine wunde Seele zu kümmern, mir zu helfen, dass ich den Vorfall abhaken konnte und frei wurde, dieser Person wieder zu begegnen. Hätte ich diese Unterstützung nicht gehabt, wären wohl Groll, Misstrauen und das Gefühl, ein Opfer zu sein, zurückgeblieben. Jesus hilft uns, unsere Verletzungen, die weitaus gravierender sein können als eine harsche Email, heilen zu lassen. Er ist der Arzt, der uns verbindet, der uns therapiert auch über eine längere Zeit und der uns motiviert, neue Schritte zu wagen. Nur so können wir Widerstände überwinden und daraus sogar gestärkt hervorgehen. Gemeinsam oder einsam
Jesus hatte sich täglich mit Menschen umgeben. Da waren die 72 Anhängerinnen und Anhänger, die er zu zweit ausgesandt hatte, um die Botschaft der Liebe Gottes unter die Leute zu bringen. Der engere Kreis waren seine 12 Jünger, die ihn überall hin begleiteten und von ihm Privatunterricht bekamen. Der ganz enge Kreis bestand aus drei Jüngern, mit denen er seine höchsten Stunden auf dem Berg der Verklärung und seine tiefsten Stunden im Garten Gethsemane teilte. Wer sind diese Menschen für mich, so frage ich mich. Wer sind die, die ganz nah an mich herankommen wie die drei Jünger an Jesus? Wer hilft mir, die Schätze Gottes in meine Schatzkammer zu tragen? Ich denke da an ein gutes Wort in einer schwierigen Entscheidung, an Unterstützung, wenn ich mich allein fühle, an einen Gruß einfach so, der mir zeigt, wie ich eingebunden bin in eine größere Gemeinschaft. Und kann ich jemand anderem helfen, die Liebe Gottes zu empfangen und weiterzugeben? Und wenn ich diese drei für mich noch nicht gefunden habe, wäre es eine spannende Aufgabe, nach ihnen Ausschau zu halten oder mich bereit zu halten, wenn eine andere nach mir Ausschau hält. Dann sollte ich auf ihr Klopfen an der Tür reagieren und nicht auf dem Sofa sitzenbleiben. Jesus sagt mit diesem Baum-Gleichnis, dass sich in unserem Herzen entscheidet, in welche Richtung wir unterwegs sind, ob wir ein unbrauchbarer oder ein übervoller Feigenbaum werden. Ob wir uns von Gottes Güte speisen lassen, um diese Güte selbst zu leben und uns immer wieder an ihn anschließen, wenn wir merken, dass Erschöpfung, Verletzungen und Einsamkeit uns am Wachsen hindern. „Gott bringt euch dazu, dass ihr nicht nur so handeln wollt, wie es ihm gefällt. Sondern dass ihr es auch könnt.“ (Philipper 2,13) Cornelia
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