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Liebe Gemeinde,
Unser Gespräch geht mit mir. Eine wesentliche Voraussetzung für mein Leben mit Gott ist doch, dass ich höre, wo er mich haben will, was er von mir erwartet, wie er mich heute und hier ermutigt. Ich wünsche mir eine lebendige Kommunikation mit Gott. Jesus hatte seinen Jüngern versprochen, dass er auch nach seiner Auferstehung mit ihnen in Kontakt bleiben wollte. Der Heilige Geist ist die Telefonleitung, die uns mit Jesus und dem Herz des Vaters im Himmel vernetzt. Doch wie sieht das tagtäglich aus? In der Bibel bin ich auf Elia gestoßen. Er war ein Mann Gottes, ein Einzelkämpfer gegen den König und den Glauben an babylonische Gottheiten, ein Mann, der Gottes Wirken vielfältig erlebte und sich von ihm senden ließ. Jahrelang wusste er genau, wo Gott ihn haben wollte: in der direkten Konfrontation mit König Ahab, im Exil, nur von Raben ernährt, bei einer armen Witwe, der er ihren Lebensunterhalt sicherte. Doch am Höhepunkt seiner Mission und Gotteserfahrung verließ ihn die Gewissheit, die Verbindung zu Gottes Reden schien abgerissen. Die Vorgeschichte
1.Könige 19,5-8
Aufgefangen
Und nun lag er unter dem Ginsterbusch und hörte auch hier keine Stimme Gottes aus dem Himmel. Er war am Ende, Sterben schien ihm die einzige Option, so seine Worte, bevor er unter dem Ginster einschlief. Ich denke an eine Situation, die mir jemand vor Kurzem schilderte. Die Familie war beisammen wie in diesen Tagen ja sehr häufig. Wie aus dem Nichts entzündete sich ein Streit an einem scheinbar völlig nebensächlichen Thema. Ein Wort gab das andere, Türen knallten, die Kinder liefen verschreckt in ihre Zimmer, einer haute ab, hielt die Spannung zuhause nicht mehr aus. Und wo war Gottes Stimme da? Hätte Gott nicht mit den Streitenden reden können, sie beruhigen können, ein Stopp-Schild aufstellen können, bevor all das Porzellan im übertragenen Sinne zerschlagen war? Ich denke an eine Email, die ich an den falschen Adressaten geschickt hatte. Sie landete buchstäblich in den völlig falschen Händen. Ich konnte sie nicht zurückholen, schwarz auf weiß hatte er nun meine vertrauliche Meinung über einen Konflikt in den Händen. Hätte Gott mir nicht sagen können, dass ich die Adresse noch einmal überprüfe? Hätte er mir nicht helfen können, diesen Fehler zu bereinigen, bevor der andere diese Email in den Händen hatte? Elia zeigt mir, dass wir Menschen, sogar ausgesprochene Gottesboten, so sind. Auch wenn wir uns innig mit Gott verbunden fühlen, jeden Morgen fragen, was Jesus heute mit uns vorhat, können wir seltsam taub für Gott sein. Gott redet nicht ununterbrochen und ständig hörbar mit uns. Er lässt uns falsche Entscheidungen treffen, die durchaus in Wüsten führen können. Doch Gott lässt uns nicht los. Ein Bote bringt Elia Brot und Wasser. Die biblische Erzählung lässt ein besonders liebevolles Mahl vor unseren Augen aufleuchten. Nicht nur Brot aus der Tüte, sondern frisches Brot liegt bereit. Nicht nur ein Wasserrinnsal, das aus einem Stein fließt, sondern ein Krug mit Wasser steht neben Elia. Gott hatte ihm einen Tisch gedeckt, mitten in der Wüste. Und er redete: „Steh auf und iss!“ Gott fordert keine Buße, gibt keine Handlungsanweisung, wie der Konflikt zu lösen ist, sondern sorgt fürs Überleben. Noch ist Elia nicht bereit zur Einsicht, er muss erstmal wieder zu Kräften kommen. Dazu lädt Gott ihn liebevoll ein. Zwei Mahlzeiten braucht es, bis Elia weitere Hinweise bekommt, er soll noch weiter in die Wüste zum Gottesberg Horeb gehen. Wie redet Gott mit mir an den Tiefpunkten meines Lebens? Wasser und Brot stellt er mir eher selten neben das Bett. Aber ich kenne diese Gesten des Überlebens. Eine Freudin schreibt mir einen lieben Gruß, dass sie an mich denkt. Scheinbar zufällig bringt mir eine Nachbarin ein Stück Kuchen vorbei, sie hätte es übrig gehabt und an uns gedacht. Mein Mann empfängt mich abends mit einem leckeren Abendessen, Kerzen auf dem Tisch, schöner Musik. Gott schickt Boten, die für mich sorgen wie bei Elia. Drehmomente
Ich glaube, diese Wanderung ist ein guter Hinweis für uns. Gott redet, indem er uns auf Wanderungen schickt. Wir nehmen sie oft als Umwege wahr, so hatte es wahrscheinlich auch Elia gesehen. Doch in Wirklichkeit sind solche Durststrecken durch Wüstenlandschaften, Wege ohne erkennbaren Sinn, Zeiten der Besinnung, den Kopf frei zu bekommen für neue Impulse und für ein neues Wahrnehmen Gottes. 1.Könige 19,11-13
Angekommen am Horeb redet Gott deutlich. Er fragt zweimal: „Was machst du hier?“ Er bietet Elia die Gelegenheit, sich alles von der Seele zu reden, seinen Frust, seine Einsamkeit, seine Angst, seinen Schrei nach Hilfe. Und sicher erwartet Elia Antwort von Gott, wie wir es auch täten. Gott verspricht ihm zu antworten, doch weder im Sturm, noch im Erdbeben, noch im Feuer, der Sprache, die Elia am besten verstanden hätte, war er doch so ein feuriger Prophet. Stattdessen antwortet Gott im leichten Wind, er schlägt Elia nicht mit Hagel und Feuer, sondern lockt ihn aus der Höhle, tut ihm gut, liebkost ihn und gibt ihm so zu verstehen: „Ich bin mit dir, ich gebe dir eine zweite Chance. Ich will die Vergangenheit nicht aufrechnen, sondern mit dir in die Zukunft gehen.“ Tatsächlich schickte er Elia zurück nach Norden, um sich ein Unterstützerteam zusammenzustellen. Wie redet Gott zu mir? Oft irritierend anders, als ich es erwarte. Ja, ich bin Elia gar nicht so unähnlich. Ich hätte gerne, dass Gott an manchen Stellen mit Sturm, Erdbeben und Feuer antwortet, dass er richtig Klartext redet, ganz so, wie ich es mir vorstelle. Aber stattdessen lockt er mich aus meiner Schmoll-Ecke, tut mir gut und gibt mir einen neuen Blick. Ich muss mich um meine Gegner nicht kümmern, das macht er. Ich muss nicht jeden Konflikt bereinigen, das kann ich gar nicht. Aber ich darf mit Gott in die Zukunft gehen, werde Unterstützung finden und immer wieder Impulse bekommen, wo es hingeht. Das macht mich nicht immun gegen Missverständnisse und Hörprobleme. Doch die sind niemals endgültig, Gott stellt mir Jesus zur Seite, der mich versorgt mit Brot und Wasser des Lebens, der auch auf Wüstenwanderungen nicht von mir weicht und mir begegnet mit Liebe, Sanftmut und Geduld. Wenn ich mich mal wieder in meine Lieblingsgedanken verrannt habe und merke, dass ich in wüstenähnlichen Sackgassen lande, dann will ich aufmerksam sein auf die Zeichen von oben. Mir hilft es, bewusst die Stille zu suchen, einen Spaziergang zu machen, um die eigenen Gedanken frei zu bekommen. Meistens sind es dann nicht laute Sätze, die ich von Gott höre, sondern eher neue Ideen, mit einer verfahrenen Situation umzugehen, Ruhe, wenn mir eigentlich eher danach zumute war, emotional zurückzuschlagen, ein Ausweg, den ich vorher nicht gesehen habe. Dass es wirklich Gott war, der redete, merke ich meistens erst hinterher, wenn ich den Weg gegangen bin, den Gott mir mit seinem leichten Wind gezeigt hat. Was für ein Geschenk, dass wir solche Führung erleben dürfen. Cornelia
Trick
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