Wendepunkte im Leben (Matthäus 3,1-6.11-17)
Gottesdienst am 28.1.2018 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
eine Bekannte von mir hatte sich schon eine ganze Weile schlecht gefühlt. Sie war immer müde, abgespannt, hatte sich zur Arbeit geschleppt und abends nur bis neun Uhr durchgehalten. Endlich ging sie mit diesen Symptomen zum Arzt. Der stellte fest, dass sie an Diabetes erkrankt war. Sie erzählte von diesem Gespräch, vor allem von der Aussage: „Sie müssen Ihr Leben ändern!“ Sie fühlte sich davon richtig getroffen, die Aufforderung brachte bei ihr in Folge viel in Bewegung.

Mir ist dieser Satz des Arztes auch nahegegangen. Wie würde ich darauf reagieren? Ich denke doch, dass ich mein Leben schon bestmöglich gestalte. Ich will mir nicht vorschreiben lassen, was ich anders machen soll. Schließlich ist es ja auch so schon schwer, aus alten Gewohnheiten herauszufinden.

Johannes der Täufer war kein Arzt, aber ein unbequemer Zeitgenosse im Israel zur Zeit Jesu. Er lebte als Einsiedler in der Wüste und ernährte sich merkwürdig. Obwohl Jünger mit ihm zogen, war er kein geselliger Typ. Er fand harte Worte gegenüber seinen Mitmenschen, dagegen waren die Worte des Arztes zu meiner Bekannten geradezu lieblich. Johannes zeigte mit dem Finger auf die Wunden und bohrte in ihnen, bis es wirklich weh tat. 

Die Menschen, die ihm begegneten, merkten, was er über sie dachte, trotzdem hatte Johannes enormen Zulauf. Die Zeit war reif für Veränderung. So wie es war, konnte es nicht weitergehen, viele sahen sich in Sackgassen gefangen.

Matthäus 3,1-6+11-12
Damals trat der Täufer Johannes in der Wüste von Judäa auf und verkündete: »Ändert euer Leben! Gott wird jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!« Diesen Johannes hatte Gott schon durch den Propheten Jesaja angekündigt, der gesagt hat: »In der Wüste ruft einer: 'Macht den Weg bereit, auf dem der Herr kommt! Ebnet ihm die Straßen!'« Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und um die Hüften einen Ledergurt. Seine Nahrung bestand aus Heuschrecken und Honig von wilden Bienen. Die Leute aus Jerusalem, aus ganz Judäa und der ganzen Jordangegend kamen zu ihm, bekannten öffentlich ihre Sünden und ließen sich von ihm im Jordan taufen.
Johannes sagte auch: »Ich taufe euch mit Wasser, damit ihr euer Leben ändert. Aber der, der nach mir kommt, ist mächtiger als ich. Ich bin nicht einmal gut genug, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit dem Feuer des Gerichts taufen. Er hat die Worfschaufel in seiner Hand. Er wird die Spreu vom Weizen scheiden und seinen Weizen in die Scheune bringen. Die Spreu wird er in einem Feuer verbrennen, das nie mehr ausgeht.«

Ändert euer Leben!
Meine Bekannte änderte ihr Leben, weil ihre Gesundheit auf dem Spiel stand. Wann bin ich zu Veränderungen bereit?

Es gibt innere Anzeichen: Langeweile, Perspektivlosigkeit, Überforderung, sich wie im Hamsterrad fühlen, getrieben sein. Diese Zustände verraten, dass wir aus dem Lot gekommen sind. Wenn wir so weitermachen, werden wir irgendwann auf unserem Weg aufgeben, zusammenbrechen oder aus der Bahn geschleudert werden. Weitermachen ist keine Option. Dazu kommen äußere Anzeichen: Stopp-Schilder wie eine Krankheit, eine Trennung, ein Verlust eines lieben Menschen. Aber auch positive Signale von außen können auf notwendige Veränderung hinweisen: eine neue berufliche Aufgabe, eine neue Herausforderung, die an mich gestellt wird, eine Beauftragung, die über meine bisherigen Erfahrungen hinausgeht. Diese äußeren Signale geben uns zu verstehen, dass der Weg eine Wendung macht, Neues unbedingt nötig ist.

Wer dafür offen ist, dem begegnen an Wendepunkten des Lebens auch Gottes Zeichen. Das kann eine Unruhe sein, Gedanken, die spazierengehen und Träumen nachgehen, dass da noch mehr im Leben sein muss als das, was wir in der Gegenwart erleben. Gott stellt uns Menschen in den Weg, die locken und die Sehnsucht in uns wecken, neues Land zu erobern.

Die Johannes-Taufe war ein sichtbares Zeichen der Veränderung. Mit dem Unter-Wasser-Tauchen im Jordan war das alte Leben fühlbar entrümpelt und abgewaschen. Die Fehler der Vergangenheit, die Verletzungen, die sich in die Seele eingegraben haben, die Schuld, die auf den eigenen Schultern liegt, wurden weggenommen. Wer aus dem Jordanwasser auftauchte, war frei, konnte gute Vorsätze umsetzen und hatte die neue Chance, Gottes Willen zu befolgen.

Aus meiner Lebenserfahrung heraus, wage ich allerdings zu bezweifeln, dass die Johannes-Taufe lange vorgehalten hat. Gute Vorsätze allein werden von den Wenigsten konsequent umgesetzt. Wieder einmal beobachtete ich in den letzten Januarwochen, wie voll das Fitness-Studio war. Ich vermute, spätestens im März wird es sich wieder leeren. Der gute Wille ist aufgebraucht, der innere Schweinehund, der auf dem häuslichen Sofa liegt, wieder aufgewacht. Deshalb wäre es spannend zu wissen, wie viele der Leute damals mehrmals zu Johannes gepilgert sind, um sich immer wieder von den täglichen Lasten zu befreien und die Chance zum Neuanfang zu bekommen.

Matthäus 3,13-17
Um diese Zeit kam Jesus von Galiläa her an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Johannes versuchte, ihn davon abzubringen, und sagte: »Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?« Aber Jesus antwortete: »Zögere nicht, mich zu taufen! Das ist es, was wir jetzt tun müssen. So eröffnen wir den Weg, auf dem der Wille Gottes ohne Abstriche erfüllt wird.«Da gab Johannes nach. Sobald Jesus getauft war, stieg er aus dem Wasser. Da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sagte: »Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt.«

Gott wird seine Herrschaft aufrichten
„Ändert euer Leben!“ war der erste Teil von Johannes Botschaft. Im zweiten Teil spricht er davon, dass Gott wieder regieren wird, denn er hat seinen Sohn Jesus zu den Menschen gesandt. Jesus lässt sich von Johannes taufen. Der Stärkere, der von Gott kommt, stellt sich auf die Seite derer, die offene Rechnungen nicht selbst begleichen können, sondern die ihre Schulden von Gott bezahlen lassen. Er sitzt mit uns beim Arzt und nimmt für uns Rezept und Arznei entgegen. Er nimmt uns an die Hand, wenn wir mit dem Ändern beginnen. 

Jesus ist an den Wendepunkten unseres Lebens nahe. Wenn uns eine Mauer direkt vor uns zum Umkehren zwingt, dann richtet er unseren Blick auf sich und damit auf den geöffneten Himmel. Wir erkennen, dass er uns aus der verzwickten Lage befreien kann. Wir gewinnen Zuversicht, dass Gottes Geist uns hilft und wir die guten Vorsätze nicht aus eigener Kraft erfüllen müssen.

Wendepunkte und Fortsetzung folgt
Jesus ermutigt zur Umkehr. Er hilft, weil er in allen schwierigen Entscheidungen, herausfordernden Veränderungen und angstmachenden Situationen bei uns bleibt. Doch mit dem Wenden allein ist es nicht getan, wir können am Wendepunkt ja nicht stehenbleiben. Jesus will uns an sich binden. Wir können in seiner Nähe bleiben, wenn wir uns darin üben, ihm zu vertrauen. Das ist weniger Gefühl als eine Entscheidung. Wenn die Stimmen in uns hochkommen, die uns einreden, den Anforderungen nicht zu genügen, sowieso auf der Verliererseite zu stehen und noch nie eine Wende richtig hinbekommen zu haben, dann können wir uns entscheiden, ob wir diesen Stimmen gehorchen oder Jesu Stimme eine Chance geben. Er sagt zu, dass er gerade dort stark ist, wo wir schwach sind, dass er mit uns Großes tun kann und will. Dass er uns gute Wege zeigen wird, die uns in Richtungen führen, die wir nie für möglich gehalten hätten.

Nicht nur Gottvertrauen hält uns bei Jesus, sondern auch ein Lebenswandel, der Jesus entspricht. Jesus unterstützt uns, ehrlich zu leben, uns dem Nächsten, der uns braucht, zuzuwenden. Mit unserem Leben zufrieden zu sein und in Frieden mit anderen umzugehen. Dankbar und fröhlich die Tage zu beginnen und uns für diese Welt zu engagieren, die Gott in sein Herz geschlossen hat.

Jeden Tag können wir diese Kraft wieder neu empfangen. Ein symbolischer Blick nach oben, ein Zwiegespräch mit Gott beim Autofahren oder an der Supermarktkasse, ein ruhiger Moment am Abend sind kleine Erinnerungsmöglichkeiten, dass Gott uns alles geben möchte, was wir brauchen. 

Zurzeit Johannes des Täufers war die Zeit reif für Veränderung. Auch manche von uns merken, dass es bei ihnen so nicht mehr weitergeht. An vielen Stellen versuchen wir Kehrtwenden, z.B. indem wir keine Plastiktüten mehr zugunsten der Umwelt verwenden. Wie viel leichter fallen uns die großen und kleinen Kehrtwendungen, wenn wir nicht auf unsere Kraft und unser Durchhaltevermögen angewiesen sind, sondern Gott uns die Kraft dazu gibt. Jesus ist an unserer Seite und hilft uns, die Spuren in die Zukunft zu finden. Und er hilft uns, das loszulassen, was uns in Sackgassen festhält.

Cornelia Trick


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