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Lukas 23,33-49 Alle vier Evangelien berichten vom Tod Jesu, jedoch aus unterschiedlicher Perspektive. Der Evangelist Lukas gibt dem Kreuz die Überschrift „Vergebung“. Jesu Tod bedeutet Vergebung Gottes und macht den Weg zu einer neuen Gemeinschaft von Gott und Menschen frei. Jesus in der Mitte Vier Personengruppen am Kreuz Dann sind da die Oberen, einflussreiche Politiker und Hüter der Ordnung. Sie kennen Jesus besser. Sie haben ihn analysiert. Er hat anderen Menschen geholfen. Nun wollen sie sehen, wie er sich selbst hilft. Nach dieser Beweisführung, so scheint es, würden sie ihn eindeutiger zuordnen können. Die Oberen sind gute Analysten, aber schlechte Interpreten. Mit ihrer Analyse liegen sie genau richtig. Jesus ist gekommen, um Menschen zu retten. Dabei setzt er sein eigenes Leben ein. Den Menschen kann er nur helfen mit Einsatz des eigenen Lebens. Ihre Interpretation lebt von dem Vorverständnis, nichts ändern zu müssen und alles beim Alten zu lassen. Deshalb trägt ihre Analyse nichts aus. Erst die nachösterliche Gemeinde erkennt die Wahrheit in ihren Aussagen und staunt, dass sie nichts begreifen. Die Soldaten stimmen in den Spott ein. Ihnen ist es egal, ob Jesus irgendwem geholfen hat. Sie tun ihre Pflicht und interessieren sich als Römer nicht sonderlich für jüdische Angelegenheiten. Für sie ist ein König ein Machthaber. Sie können nicht verstehen, wie Jesu Ohnmacht zu einem König passen soll. Neben Jesus hängen zwei Mitgekreuzigte. Der eine lehnt Jesus rigoros ab. Ein sterbender Gottessohn hat keine Bedeutung für ihn. Er macht sich offensichtlich auch keine Gedanken über Gott oder ein Jenseits. Für ihn gibt es nur eine Möglichkeit der Rettung, dass man ihn vom Kreuz abnimmt, und er sein Leben fortsetzen kann. Die vier Menschentypen repräsentieren eine breit gestreute Ablehnung Jesu. Die unentschiedenen Mitläufer, die Gelehrten, die Vollstrecker, der Mitgekreuzigte, sie alle scheinen Jesus nur als interessantes Objekt zu betrachten, das ihnen nichts nutzt und deshalb weg kann. Wie Jesus es schon vorhersagte: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Versöhnung konkret Diese drei Phasen, die der Verbrecher am Kreuz durchlebt, sind grundlegend für die Rettung. Die Augen werden geöffnet für die eigene Situation: Nein, man kann sich nichts vormachen, man hat das Leben nicht in der Hand, man kann manche Fehler nicht wieder gut machen, man kann die Himmelstür nicht von außen aufreißen. Der Blick auf Jesus lässt Hoffnung schöpfen. Gott selbst hat sich in diese Not hineinbegeben. Und dieser Jesus ist die einzige Rettung. Sich an ihn zu klammern, lässt das Ziel erreichen: „Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Jesus hat keine Wartelisten für zu Rettende. Wer sich an ihn klammert, wird heute mit ihm unzertrennlich leben – hier und in Ewigkeit. Der Tod Jesu der
ihn nicht verlässt, auch wenn sich Jesus in die letzte tiefste Einsamkeit
des Todes begeben muss. Auch dort ist Gottes Hand unter ihm. Und in dieser
Hand Gottes ist nicht nur Jesus, sondern auch der Mitgekreuzigte, der an
seinem Hals hängt. Er ist der erste Christ, der in die Ewigkeit mit
Jesus eingehen wird. Der Verbrecher, für den Jesus gestorben ist,
und ein Symbol dafür ist, dass alle Menschen von Gottes Hand erwartet
werden.
Der Tod Jesu bedeutet mir, dass ich darin Gottes Liebe zu mir erkennen kann. Nicht nur, dass Gott mich retten will aus dem Tod, er schickt mir seinen eigenen Sohn voraus und entgegen, der mich mitnimmt und mich der Grausamkeit des Todes entreißt zu einem Leben in neuer Gemeinschaft mit Gott. Das Leben hier hat keine letzte Gültigkeit mehr, es muss hier nicht alles aufgehen, nicht jede offene Rechnung beglichen werden. Es gelten nicht die Regeln des Monopoly-Spiels: Wer die meisten Straßen hat, hat gewonnen, sondern wer die Karte „Du bist aus dem Gefängnis frei“ hat, der ist Gewinner, egal wie viele Straßen er hat oder nicht hat. Die Auswirkungen Der römische Hauptmann ist von einem Vollstrecker zum Bekenner geworden. Er sah, was geschah und lobte Gott. Auch ihm hat Gott vergeben und ihm die offenen Augen für Jesus geschenkt. Das Volk bleibt nicht länger in der Zuschauerrolle. Es wird von Jesus getroffen wie der Mitgekreuzigte, schlägt sich an die Brust und kehrt um. Dieses Volk ist vielleicht auch Wochen später am Pfingstwunder beteiligt, als 3000 auf einmal in Jerusalem zum Glauben kommen werden. Auch die Bekannten und Frauen sahen, was geschah. Sie folgen Jesus, zuerst zum Grab, später am Ostermorgen seinem Auftrag, seine Auferstehung bekannt zu machen. Sie klammern sich auch an Jesus auf dem abenteuerlichen Weg der Nachfolge. Und die Oberen? Um sie bleibt es im lukanischen Bericht merkwürdig still. Jedoch, Josef von Arimatäa gehörte zum Hohen Rat und stellte Jesus sein Grab zur Vefügung. Ist nicht selbst unter den blinden Analysten ein Hoffnungsschimmer auszumachen, dass es Einzelne gibt, die sich von Jesus berühren und bis ins Herz treffen lassen? Und wie ist es mit mir und Ihnen? Wenn wir heute sehen, was damals geschah? Bleiben wir Zaungäste, analysieren wir fleißig mit, lehnen wir empört ab oder lassen wir uns von Gottes offenen Armen aus der Reserve locken? Was haben wir denn zu verlieren? Und ist es nicht das Allergrößte, dass Jesus uns mit seinem Tod anbietet, dass wir auf keinem Wegabschnitt mehr allein gehen müssen, weil er dabei ist und uns festhält? Noch heute – schieben wir den Blick auf Jesus nicht auf, heute schon will er uns retten. Cornelia
Trick
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