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Liebe Gemeinde,
Ohne Jesu Tod wäre kein Licht in die Todesfinsternis gekommen, hätte es keine Befreiung von diesen Mächten und Gewalten gegeben. Ohne Jesu Auferstehung wäre der Weg in die Zukunft begrenzt geblieben vom Tod. Paulus hatte die Gemeinde in Korinth gegründet. Er fühlte sich für die Gemeinde verantwortlich wie ein Vater für seine Kinder. Es war wohl eine ganz normale Gemeinde. Die Gemeindeleute waren von Jesus ergriffen, fanden in ihm Halt, sahen Licht für ihren Weg, lebten in neuer Gemeinschaft miteinander und gingen ihren Weg voller Zuversicht. Aber sie blieben Menschen mit Ecken und Kanten, hatten Konflikte, rieben sich im Gemeindealltag aneinander und gerieten leicht in Gefahr, im Überschwang die Haftung an Jesus zu verlieren. Am Ende seines langen Briefes an die Gemeinde mit Kommentaren zum Gemeindeleben stellte Paulus ein ganzes Kapitel unter die Überschrift: „Jesus ist wahrhaftig auferstanden“. Warum betonte er dieses Thema derart stark? Wohl erschien Paulus die Auferstehung Jesu wie Gottes Unterschrift unter seine Liebeserklärung an uns Menschen. Jesus war nicht nur ein vorbildlicher Mensch, dem wir alle nachstreben sollten. Er war vielmehr der Retter Gottes, der uns auf Gottes Seite ziehen wollte und konnte. Er öffnete uns den Himmel. Paulus stellt das wohl älteste erhaltene Glaubensbekenntnis seinen Ausführungen voran. 1.Korinther 15,3-8
Jesus ist gestorben, begraben, auferweckt und erschienen, diese vier Stichworte genügen, um Jesus in seiner ganzen Bedeutung zu erfassen. Paulus sieht die Verbindung zu den Vorhersagen der Propheten im alten Israel. Erst im Nachhinein entfalten ihre Aussagen den ganzen Sinn. Am aussagekräftigsten ist hier wohl Jesaja 53: Der „Knecht Gottes“, in dem wir Jesus erkennen, lud das Leid und die Schuld der Welt auf sich. Als Schuldloser ließ er sich dafür töten. Er nahm stellvertretend für uns die Konsequenz unseres Fehlverhaltens auf sich, damit wir gerettet werden. Der „Knecht Gottes“ kommt von Gott, er macht den Weg zu uns frei, damit wir über die Brücke seines Kreuzes zu Gott kommen. Nun zu den vier Stichworten.
Wie begegnet uns Jesus heute? Er kreuzt unseren Weg da, wo wir gerade sind. Das geschieht am Anfang unseres Glaubenslebens als Initialzündung. Mir ist Jesus im Jugendkreis meiner Heimatgemeinde begegnet. Ich kann mich an eine Aktion für Obdachlose erinnern, die wir vorbereiteten. Bevor wir zum Hauptbahnhof aufbrachen, wurde eine Gebetszeit angesetzt, und in dieser Gebets-Runde gab mir Jesus einen spürbaren Impuls, mit ihm auch laut zu reden. Viele Begegnungen waren dem vorausgegangen seit meiner Kindheit, aber jetzt wusste ich, Jesus ist da, und er meint mich. So war es ja auch bei den ersten Zeugen. Sie sind nicht ganz unvorbereitet auf Jesus getroffen, kannten ihn zum Teil schon lange. Obwohl erst Furcht und Entsetzen ihre Reaktion war, erkannten sie im Auferstandenen den Jesus wieder, mit dem sie so viel schon erlebt hatten. Dieser Initialzündung des Glaubens folgen Begegnungen mit Jesus. Sie bestärken, korrigieren unsere Sicht, ermutigen uns und zeigen immer wieder deutlich, dass wir begleitet werden. Jemand erzählte von einer sehr brenzligen Verkehrssituation, mitten auf einer Bundesstraßen-Kreuzung – er war Linksabbieger – blieb sein Auto stehen. Er hielt sich buchstäblich die Ohren zu, weil er jede Sekunde mit einem lauten Krachen rechnete. Doch als hätte Jesus als Verkehrspolizist mitten auf der Kreuzung gestanden, hielten die Autos reihum an, Fahrer stiegen aus und boten ihre Hilfe an, ein für ihn völlig überwältigendes Geschehen. Er sagte später, er habe weiche Knie bekommen, sicher wegen der Gefahr, aber auch, weil Jesus so erlebbar da war. Die Osterzeugen stammten nicht nur aus dem inneren Kreis der Unterstützer Jesu, auch sein leiblicher Bruder war zum Beispiel dabei. Von ihm wissen wir, dass er zusammen mit der Familie Jesus eigentlich nach Nazareth zurück in die Werkstatt seines Vaters hatte holen wollen. Er hatte Jesus nicht verstanden. Aber auch ihm erschien der Auferstandene und rief ihn in die Nachfolge so wie die 500, die auf einmal Zeugen wurden. Deshalb können wir davon ausgehen, dass Jesus jeder und jedem begegnen will, weil er grundsätzlich den Kontakt zu uns allen sucht. Vielleicht hilft es, in diesen Ostertagen den Kopf nicht nur nach unten zu richten, auf die Steine im Weg, die Schwierigkeiten im Leben oder die eigenen Themen, sondern ihn in die Weite schweifen zu lassen, um Jesus wahrzunehmen, der vielleicht schon lange vor uns steht und nur darauf wartet, dass wir aufschauen. Seine Begegnung verändert. Das können wir an den ersten Osterzeugen beobachten. Sie wurden Apostel, das heißt Gesandte im Auftrag des Herrn, Missionare, die überall hinströmten, um Menschen von diesem Gott zu erzählen, der sie liebt. Uns verändert die Begegnung mit dem Auferstandenen auch. Wir können realistisch auf das Leben schauen mit allen Nöten und Begrenzungen. Das müssen wir nicht verdrängen oder schönreden, denn wir wissen, Jesus ist da, und er kann Leben bringen, Zukunft und Hoffnung. Wir wissen um Jesu Kraft, denn wer aus dem Grab auferstanden ist, kann auch uns helfen. Wir werden mutig, vorwärts zu gehen, denn Jesus eröffnet Zukunft in diesem und im nächsten Leben. Dabei sind wir nicht allein, die 500 sind ein Sinnbild für Gemeinde, die sich immer wieder an Jesus in ihrer Mitte erinnert und ihn lebendig in ihrer Mitte erfährt. Osterjubel ist angebracht. Jesus hat den Tod besiegt und mit ihm werden auch wir an diesem Leben teilhaben. Jesus sagt: „Ihr werdet mich sehen, denn ich lebe. Und ihr werdet auch leben.“ (Johannes 14,19) Cornelia
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