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Liebe Gemeinde,
Ich dachte, wir können diese besonderen Wochen auch mit unseren Gottesdiensten gestalten. Wir müssen nicht Aufgaben abarbeiten, sondern können uns mit Themen beschäftigen, die in unserem normalen Gemeindealltag kaum vorkommen. Ein solches Thema ist unsere methodistische Identität. Wann reden wir schon einmal darüber, warum wir Methodisten sind oder was uns ausmacht. Höchstens dann, wenn jemand fragt: „Was sind eigentlich Methodisten?“ Also nun Sommerferien und ganz gelassen schauen, was bedeutet es, dass wir uns Methodisten nennen? John Wesley (1703-1791) wurde von den zum Glauben Gekommenen immer wieder gefragt, wie sie nun als Christen leben sollten. Er brachte es auf eine einfache Formel: „Nichts Böses tun, Gutes tun, in der Liebe Gottes bleiben.“ Die drei Regeln hatten eine Hebelwirkung. Sie bewirkten, dass Menschen ihr Leben änderten und das auch andere merkten. Die 3 Regeln sind bis heute von Bedeutung und beschreiben, wie Methodisten ihren Glauben praktisch werden lassen. Heute beginnen wir mit
der 1. Regel „Nichts Böses tun“, ich stelle ihr einen Abschnitt aus
dem Jakobusbrief zur Seite. Jakobus hatte eine ganz ähnliche Motivation
wie John Wesley. Er wollte junge Christen zu einem frohen Glauben ermutigen.
Sie sollten belastbar in Auseinandersetzungen sein, standhaft Krisen und
Zeiten von Zweifeln meistern und mit Ausstrahlung in ihrer Umgebung wirken.
Jakobus 1,12-18
„Nichts Böses tun“ beginnt meistens schon vor dem Tun. Es braut sich etwas zusammen. Die Tat ist Folge vom Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Jakobus hat einen ganz realistischen Blick auf den Menschen. Der ist verantwortlich für sein Tun, im Guten wie im Bösen. Er lässt nicht gelten, dass ein Mensch ja gar nicht anders kann bei seiner Kindheit oder seinen Lebensumständen. Jakobus geht davon aus, dass der Mensch die Freiheit zur Entscheidung hat und dafür verantwortlich ist, egal, wie mildernd die Umstände für ihn sein könnten. Böses beginnt bei Jakobus mit der Versuchung, wie im Paradies die Schlange Eva versuchte mit den Worten: „Sollte Gott gesagt haben?“ Versuchung zum Bösen
Vor ein paar Wochen kam ich mit dem Einkaufswagen aus dem Supermarkt und lud meine Sachen ins Auto. Als alle Taschen im Auto waren, blieb noch ein Butterpäckchen übrig, offenbar hatte ich es nicht bezahlt, sondern unter meinen Tüten und Taschen vergessen aufs Band zu legen. Wer hat nun dafür gesorgt, dass ich die Butter übersehen habe? Gott? Prüfte er meine Ehrlichkeit? Stellt er mir immer wieder Fallen, um zu schauen, wie ernst ich es mit ihm meine? Bekomme ich abends ein Abschlusszeugnis für den Tag, wie oft ich nicht in Gottes Fallen getappt bin? Der Teufel? Hat er mir die Butter durchgehen lassen, um mir zu zeigen, dass ich doch gar nicht so ehrlich bin, wie ich dachte? Dass ich ein leichtes Zweifeln habe, ob ich mich jetzt wegen dieser Butter nochmal in die Schlange stellen soll? In beiden Fällen schiebe ich die Verantwortung ab, drücke mich davor, selbst eine Entscheidung zu treffen. Aber ich habe und hatte die Entscheidung: Ich entschied mich dafür, mit meinem Butterstück wieder an die Kasse zu gehen. Jakobus erklärt nicht, woher die Versuchung kommt, sondern fordert auf, dass wir bei uns selbst bleiben, die Verantwortung nicht auf eine andere Macht abschieben. Er sagt: Die Versuchung entsteht in dir: Du willst Geld sparen. Du legst es dir schön zurecht, dass der Supermarkt doch eigentlich reich genug ist. Du beschönigst am Ende noch, stellst fest, dass es schon passiert ist und vielleicht sogar Wille Gottes war, dass die Butter übersehen wurde. Jakobus deutet auf mich. Ich habe genau wie jeder und jede andere Potential zum Böses Tun. Die Versuchung in mir wird schwanger und bringt das Böse zur Welt. Sie kann sich in mir so dick machen, bis ich die Butter am Ende klaue. Böses überwinden
Ich stelle mir das so vor wie an gemütlichen Abenden, wenn ich entspannt zuhause bin und eine Schale Cashewkerne vor mir steht. Ich liebe Cashewkerne, sie fördern schon beim puren Dran-Denken meinen Speichelfluss. Eine Schale mit Cashewkernen vor mir bedeutet eigentlich, dass die Kerne in kürzester Zeit in mir sind und die Schale leer. Das ist wie ein Instinkt. Doch ich kann mich durchaus auch gegen das Essen entscheiden. Ich habe große Lust, der Mund ist wässrig, ich schaue auch immer wieder hin, aber mein Kopf sagt Nein, und dann ist auch Nein. Ich stelle die Schale weg und das Thema ist durch. So gibt es viel ernstere Themen. Der Heilige Geist bewirkt Widerstandskraft. Er gibt die kleine Pause zum Nachdenken, bevor ich der Versuchung nachgebe. Er hilft mir, den Ort der Versuchung zu verlassen, bevor ich Falsches tue. Statt Böses zu tun, will ich Jesus ähnlich werden und Gott, dem Vater im Himmel, Freude machen. Ich will also nicht für mich das Beste bekommen. Ich bin nicht gierig danach, möglichst viel für mich zu sammeln. Ich bin nicht neidisch auf andere, sondern kann mich mit ihnen freuen. Ich bin nicht zornig, wenn ich meinen Willen nicht bekomme, es geht um Gott und wie er durch mein Handeln durchscheinen kann. Ich brauche nicht für mich selbst zu kämpfen wie ein kleines Kind, das sich trotzig auf die Erde wirft, wenn es seinen Willen nicht bekommt. Gott liebt mich und kennt mich. Er weiß, was ich brauche. Ich muss es mir nicht erzwingen. Jesus ähnlicher zu werden, führt in eine Lebenshaltung:
In den Allgemeinen Regeln von John Wesley heißt zum Beispiel ein Unterpunkt unter Möglichkeiten, Böses zu tun „Medien zu konsumieren, die nicht helfen, Gott zu erkennen oder seine Liebe zu erfahren". Da können wir wohl alle vom hohen Ross runtersteigen. Tagtäglich leben wir in einer virtuellen Welt von Mord und menschlichen Dramen, die nur selten unseren Glauben stärken. Die Erkenntnis schmerzt. Wir sind nicht perfekt. Auch in uns ist nicht nur Heiliger Geist. Was folgt aber daraus? Dass wir wohl aufmerksamer im Alltag werden, unsere Lebensweise verändern, mehr Raum für Gott schaffen, dass das Gute Platz gewinnt und uns von innen her verändert. Jakobus lädt uns mit seinem Brief ein, das Böse an der Wurzel zu packen, in unseren Herzen. Wir leben mit Versuchungen aller Art, die Gott widersprechen, die unserem Nächsten schaden und die uns selbst schaden. Gott will uns die Kraft durch seinen Geist geben, uns gegen diese Versuchungen zu entscheiden. Wir leben aus seiner Liebe, unser Kühlschrank ist voll der Liebe Gottes, wir brauchen „das Stück Butter im Einkaufswagen“ nicht und können es getrost zurückgeben. Es wird uns nicht fehlen. In Aussicht gestellt wird uns ein Siegeskranz. Der wird uns wohl am Ende unserer Lebenszeit von Gott überreicht, aber schon jetzt bekommen wir Zweige davon in die Hand gedrückt: Du bist geliebt! Und deshalb lebst du eigentlich schon auf der Seite des Guten und kannst dich jederzeit gegen das Böse entscheiden. Dabei helfen die im Folgenden aufgelisteten Ausführungen John Wesleys, Handlungsorientierungen, um nichts Böses tun zu müssen. John Wesley (1703-1791),
Allgemeine Regeln
Nichts Böses tun
„Glückselig ist derjenige, der standhaft bleibt, wenn er auf die Probe gestellt wird. Denn weil er sich bewährt hat, wird Gott ihm den Siegeskranz verleihen. Dieser Siegeskranz ist das ewige Leben, das Gott denen versprochen hat, die ihn lieben.“ (Jakobus 1,12) Cornelia
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