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Liebe Gemeinde,
Jedem und jeder würde ich diesen Satz nicht sagen. Jemand könnte meine Schwäche ausnutzen. Aber in einem vertrauensvollen Verhältnis ist dafür Platz und entlastet enorm. Darum geht es auch in Psalm 139, einem Gebet, das David zugesprochen wird: „Du, Gott, kennst mich ja! Und dennoch halten mich deine Hände.“ Psalm 139,1-10
David, sein Leben, sein Wirken und seine Gottesbeziehung nehmen einen breiten Raum in der Bibel ein. Er war ein faszinierender Mann mit vielen Gaben und Fähigkeiten. Er war musikalisch, ein Organisationstalent, mutig, diplomatisch geschickt, fromm. Er einte Israel zu einem großen Reich und sorgte für Frieden, seine Mitarbeiter bewunderten ihn und taten alles für ihn. Aber es gab auch Schatten in seinem Leben. Frauengeschichten, ein Auftragsmord, Versagen in der Kindererziehung und sein Hang, Grenzen auszutesten, fallen ins Auge. Der Psalm kann gehört werden wie ein tiefer Seufzer Gott gegenüber. Gott kennt David mit Licht und Schatten. Doch weil Gott für David ein absolut vertrauenswürdiges Gegenüber ist, vertraut er, dass Gott ihn nicht fallenlässt. Auch auf kurvigen Wegen und über Umleitungen wird Gott zum Ziel führen. Dieses Vertrauensgebet Davids ist auch eine Chance für uns. Wir können es mitbeten. An Gottes Hand sind auch wir sicher, wir müssen uns ihm gegenüber nicht verstellen. Unser Herz können wir ausschütten und einen neuen Weg in die Zukunft erahnen. Anders als bei meinem Lehrgangsbeispiel müssen wir nicht lebenslang den Müll anderer wegräumen. Gott kennt mich – er begleitet
mich
Wie sah es mit den Ruhepausen, dem Sitzen, aus? Ich erinnere mich, anderen ins Gewissen geredet zu haben, dass sie auf sich aufpassen und unbedingt ihre Pausen nehmen sollten. Doch ich selbst war da nicht so streng mit mir. Ja, einen freien Abend hatte ich genossen. Es hat gut getan, keine Mails zu lesen und zu schreiben, das Handy ruhen zu lassen. Tatsächlich kam ein bisschen Frischluft in die Woche. Wie haben sich die Arbeitsphasen, das Stehen, gestaltet? Anfang der Woche kam es mir vor, als müsste ich den direkten Weg durch den Wald von Brombach nach Treisberg bewältigen, steil nach oben. Doch da tauchten Lichtungen auf, überraschende, ermutigende Erfahrungen, Glück beim Miteinander, sodass am Ende der Woche noch Kraft übrig war. Konnte ich meine Pläne, meine Absichten verwirklichen? Wieder einmal musste ich erkennen, wie wenig ich doch selbst in der Hand habe. Unsere Einsegnungsfeier zum Beispiel wollen wir im Wald feiern. Ob das klappt, wissen wir nicht, der Wetterbericht sagt heute dies und morgen das. Da hilft es mir, mich wie David von Gott gesehen zu wissen. Er weiß um uns, und sollte der Regen prasseln, so wird er uns auch beim Alternativprogramm in der Kirche helfen. Der Psalm erinnert uns daran, dass wir uns in allem, was uns Tag für Tag begegnet, in Gottes Hand geborgen wissen dürfen. Er kennt uns. Das gibt in dunklen Tälern Sicherheit. Wir sind nicht schutzlos den Gefahren und Eventualitäten ausgeliefert, die bedrohlichen Geräusche im Dunkeln werden leiser, die Gedankenschleifen kürzer. Gott kennt mich – auch
die Abgründe
Erstaunlich ist, dass David
sich die Ansage Gottes gefallen ließ. Es wäre ja auch denkbar
gewesen, dass er sich der Kritik verweigert hätte, die Propheten mundtot
gemacht hätte, sie hätte verhaften und umbringen lassen, wie
das ja bis heute in anderen Ländern geschieht. Doch David stellte
sich seiner Schuld, bereute, nachdem ihm sein Tun bewusst geworden war,
und nahm die Konsequenz hin. Darin zeigt sich sein tiefes Vertrauen zu
Gott. Gott, das stand für David felsenfest, meinte es gut mit ihm.
Hier stellt sich für mich die Frage, wie es um mein Vertrauen zu Gott steht. Ich vergleiche mal die Beziehung zu Gott mit meinem Verhältnis zu meinem Zahnarzt. Der schaut sich meine Zähne an und stellt vielleicht fest, dass unter einer Plombe Karies ist und er den Zahn sanieren muss. Ich spüre von dem Karies noch nichts, alles fühlt sich gut in meinem Mund an. Ich könnte misstrauisch werden. Will der Zahnarzt mich nur quälen? Will er an mir Geld verdienen, obwohl der Zahn noch voll intakt ist? Oder ich setze voraus, dass ihm wirklich etwas an mir und meinen Zähnen gelegen ist. Er wird mir zwar Schmerzen zufügen, aber das ist notwendig und wird sich lohnen. Mit keinem Gedanken will er sich an mir bereichern oder mir unnötige Schmerzen zufügen. Wie schätze ich Gott ein? Mir hilft, dass sich Gott ein Gesicht gegeben hat, damit wir ihn besser erkennen können, Jesus. Im Wanderprediger, der am Kreuz starb und da rief: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ wurde Gott für uns transparent. Gottes innigstes Anliegen brachte Jesus auf den Punkt, uns zurechtzubringen und zurückzuholen in seine Gemeinschaft. Jesus ist uns in den Abgründen nahe, und er bewirkt zuerst Umkehr. Ich erkenne, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin. Aber auf diesem Weg muss ich nicht endlos weiterlaufen, es gibt Abbiegungen, auf die mich Jesus hinweist. Vielleicht habe ich es mir mit einem guten Freund verdorben. Ich merke langsam, dass es nicht nur an ihm lag, sondern auch an mir. Doch das muss nicht so bleiben. Ich bekomme Mut zur Aussprache, Mut für neue Freundschaften, Mut zu Veränderung, um aus meinen eigenen Mustern auszubrechen. Jesus gibt Halt in trostlosen Situationen. Nicht immer ist seine Nähe spürbar, aber Menschen geben sie weiter, Gott schickt Zeichen seiner Gegenwart. Er schenkt Hoffnung wie der Zahnarzt, der mitten in der schmerzhaften Behandlung sagt: „Nur noch 5 Minuten, das schaffen Sie noch!“ Gott kennt mich – er führt in die Zukunft Psalm 139,23-24
Ein Autofahrer kam in die Werkstatt nur mit den 4 Rädern seines Autos. Er meinte, sein Auto würde in letzter Zeit nicht mehr richtig laufen, das müsste ja an den Reifen liegen. Der Mechaniker lachte und sagte: „Da müssen Sie mir schon das ganze Auto bringen, es wird nicht an den Reifen liegen, wenn der Wagen nicht rollt, sondern eher am Motor. Die Reifen machen, was der Motor sagt. Natürlich ist diese Geschichte ausgedacht. Niemand wäre so dumm wie dieser Autofahrer. Wir wissen, dass es vor allem auf den Motor ankommt, wenn das Auto fahren soll. Doch mit unserem Leben sind wir vielleicht nicht so klug. Da bringen wir Gott oft genug die „Reifen“. Wir sagen: „Das ist schlecht gelaufen, repariere Du den Schaden. Ich bin mal wieder laut geworden, glätte Du die Wogen.“ Statt dass wir Gott an unseren Motor heranlassen und ihm unser Herz hinhalten. Da will Gott wirken und uns helfen, die Veränderungen herbeizuführen. Im Kirchlichen Unterricht haben wir uns überlegt, wieviel Zeit wir jeden Tag für die verschiedenen Tätigkeiten nehmen wie Essen, Schlafen, Freunde, Fernsehen, Sport. Ein Bereich war bei allen Jugendlichen auch Gott. Zwar war dieser Bereich nicht besonders groß, aber darauf kommt es auch gar nicht an. Ein paar Minuten in Kontakt mit Gott, ein kurzer Blick zum Himmel, ein Lied, das mich mit Gott verbindet reicht ja schon, dass Gott an meinem Herzen arbeiten kann. Denn ich muss nicht dabei bleiben, „wie ich halt so bin“. Ich muss nicht ängstlich, skeptisch, geizig, nachtragend oder bitter bleiben, da ist Entwicklungspotential. Gottes Hände halten mich. Das ist Zusage und Gottes Versprechen. Was ich dazu beitragen kann, ist, mich von ihm halten zu lassen. Cornelia
Trick
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