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Liebe Gemeinde,
Auch ich kenne Situationen, in denen mir ein Regenbogen am Himmel wie Gottes Umarmung und Schubs in die Zukunft vorkam. Denn ich verbinde ihn mit der Noah-Erzählung. Diese Ur-Geschichte aus der Bibel vom Beginn der Menschheit ist selten aktuell in diesen Zeiten und gibt Hinweis auf unser Leben heute. Beim Evangelischen Kirchentag nahm ich an einer Bibelarbeit zu Noah teil, gehalten von einem Theologieprofessor und einer jüdischen Rabbinerin. Beide betrachteten den Bibeltext sehr persönlich. Besonders eine Aussage ist bei mir hängengeblieben. Gott wollte zu Noahs Zeiten das Projekt Erde beenden. Heute ist die Zerstörung der Erde unser aller Thema. Die Noah-Erzählung beginnt mit Gottes Entschluss, eine große Flut zu schicken. 1.Mose 6,5-7
Heute wissen wir, dass es für das Ansteigen der Ozeane, eine große Flut, nicht die Betrübnis Gottes über unsere Lebensweise braucht. Wir schaffen es aus eigener Kraft, dass diese Erde ein unbewohnbarer Planet wird. So bekommt diese Geschichte drängende Bedeutung, denn wo ist in dieser Situation Hoffnung? Doch zurück zur Bibel. Gott hatte die Menschen als seine Ebenbilder geschaffen, doch statt dass sie sich im Einklang mit seinem Willen bewegten, hatten sie nur Böses im Sinn. Kain brachte seinen Bruder Abel um, und so ging es weiter, Mord und Totschlag standen auf der Tagesordnung. Ihren freien Willen lebten die Menschen nicht aus, um mit Gott in Verbindung zu bleiben und diese Erde zu ordnen, zu bebauen und zu bewahren, wie es ihr Schöpfungsauftrag war. Stattdessen verhedderten sie sich in Beziehungskonflikten, dem Bedürfnis nach Anerkennung auf Kosten anderer, den Machtspielen. Die ganze Schöpfung Gottes war in Mitleidenschaft gezogen, denn Tiere und Pflanzen litten unter dem menschlichen Fehlverhalten. Gott, der Urheber dieser Erde setzte ein Stopp-Zeichen, so sollte es nicht weitergehen. Heute sind wir auch an einem Punkt: Wenn wir so weitermachen, richten wir uns selbst zugrunde. Doch die Geschichte geht weiter. 1.Mose 6,8-22 in Auszügen
Einer wird gerettet
Wieviel leichter kann es uns fallen, in enger Beziehung zu Gott zu leben. Jesus ist uns durch seinen Heiligen Geist ein Gegenüber, sein Leben auf der Erde ist uns Kompass für unser Handeln. Er motiviert uns und schenkt uns die Kraft zum Guten. Sehr detailliert wird Gottes Bauanleitung beschrieben, viel ausführlicher als die Bemerkungen über die Bosheit der Menschen. Wir sollen offensichtlich auf Gottes Rettungsarche schauen, auf Gottes Sorge um das Überleben zumindest für einen kleinen Teil. Die Arche wird als ein Schutzraum vorgestellt, die Schöpfung im Mini-Format. Stockwerke in der Arche schaffen notwendige Distanz, damit kein Streit im Lebensraum entstehen kann. Genug Nahrung für alle soll da sein, dass es kein Fressen und Gefressen-Werden geben wird. Dabei fällt Noah nicht alles zu. Er muss bei der Arche selbst Hand anlegen, sie fährt nicht einfach vor, um ihn mit seiner Familie aufzunehmen, und er muss Futter beschaffen, auch das ein Mammutunternehmen für all die Tiere an Bord. Gerade dieser kleine Satz, dass Noah Futter besorgen soll, ist mir so eigentlich noch nie aufgefallen. Ich hatte automatisch angenommen, dass Gott für Noah sorgen würde, eher ohne Zutun von Noah. Aber so einfach geht es nicht. Noah ist eindeutig zur Mitarbeit aufgerufen. Die Arche Noah heute
Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, die Arche sei die Gemeinde Jesu. Gott hätte den Untergang der Welt beschlossen. Wir sammelten Vorräte, um als Gemeinde in schwierigen Zeiten überleben zu können. Wir sollten die Rampe hochziehen und uns abschotten von unserer Umgebung. „Nach mir die Sintflut“ und jetzt geht es darum, die eigene Gottesbeziehung zu schützen. Aber so darf es nicht sein. Die Arche ist die Gemeinde Jesu, aber gerade nicht nur für die, die in enger Beziehung zu Gott wie Noah stehen. Noah sollte seine ganze Familie inklusive Schwiegerkinder mitnehmen. Von ihnen wird nicht berichtet, dass sie eine besondere Gottesbindung hatten. Sie gehörten also eher zu den „bösen Menschen“ im Umfeld des Noah. Übertragen wir das auf die Gemeinde, gewinnen wir an Weite. Nicht nur die gehören zu uns, die sich klar zu ihrem Glauben an Jesus bekennen, sondern auch die, die mit uns in Kontakt stehen, die Halt, Gemeinschaft, Lebenshilfe brauchen. Es sind auch die, die aus eigener Kraft keine Arche bauen können und keine Vorräte in der Lage sind zu sammeln. Deuten wir die Arche also als eine Gemeinde, die sich von Gottes Liebe leiten lässt und denen Zufluchtsort gewährt, die Unterstützung brauchen, einen Zufluchtsort suchen und mitgenommen werden wollen. Wo stehen wir in dieser Geschichte, ist es wirklich schon so weit, dass die Vernichtung der Erde unumkehrbar ist? Diese Frage führt uns zu einer weiteren Deutung. Die Gemeinde ist die Arche, aber wir sind schon länger am Bauen und noch lange nicht fertig. Uns liegt daran, dass diese Welt noch eine Chance bekommt. Das Böse wollen wir nicht einfach hinnehmen und ohnmächtig die Achseln zucken. Wir wollen uns mit Jesu Kraft für das Gute einsetzen. Ich denke etwa an die Zeit nach dem 2.Weltkrieg, als in den Dörfern hier drei methodistische Bürgermeister im Amt waren. Sie wurden damals gewählt, weil man ihnen zutraute, das Beste für die Menschen zu wollen ohne Eigeninteressen. Sie sind bis heute Vorbilder für uns, unseren Beitrag zu den bedrängenden Problemen dieser Welt zu leisten – und ich brauche sie eigentlich nicht aufzuzählen, denn wir kennen sie alle: Klima, Migration, Arm-Reich. Wir bekommen die Kraft von Jesus, verändernd zum Guten zu wirken. Wir können in unserem Reden und Tun im Sinne Gottes so anziehend werden, dass andere mitmachen. Der Regenbogen ist ein Hoffnungszeichen. Gott knüpfte an den Bogen seinen neuen Bund mit den Menschen. Er wollte diese Welt nicht vernichten, deshalb sollten wir es auch nicht tun, sondern alles daransetzen, dass sie ein Ort bleibt, an dem wir Gottes Güte und Barmherzigkeit jeden Tag neu erfahren können. Cornelia
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