Ein Neuanfang (Markus 1,9-15)
Gottesdienst für den 21.2.2021 in Brombach, wegen des Lockdowns ohne anwesende Gemeinde

Liebe Gemeinde,
vielleicht liegt es an unserer besonderen Zeit, jedenfalls höre ich von vielen Seiten: „Wir haben unsere Wohnung renoviert“, „wir denken ans Umziehen“, „wir haben ausgemistet“, „ich überdenke gerade meine berufliche Situation“. Es scheint, dass es eine gute Zeit für Aufbrüche und Neuanfänge ist. Und selbst wer nicht renoviert und aufbrechen will, wird davon angesteckt. Sind nicht auch Neuanfänge im Kleinen möglich und nötig?

Die Passionszeit hat begonnen, und wir werden Jesus nach Jerusalem begleiten. Als Gemeinde nehmen wir uns das Markus-Evangelium als Reiselektüre vor, werden Jesus dadurch besser kennenlernen. 

Alles war vorbereitet für Jesus, der Täufer hatte die Menschen in Israel zur Umkehr aufgerufen. Sie sollten Gott wieder ernst nehmen, sich reinigen für den großen Tag, an dem Gott den Messias schicken würde um abzurechnen. Die Leute waren es leid, unter Besatzungsmächten leben zu müssen. Sie hofften, dass mit dem Messias ein politischer Umsturz käme, eine neue Weltordnung anbrechen würde. Israel sollte wieder selbstständig sein, Frieden und Gerechtigkeit wieder einziehen. 

Sie nahmen die Predigt des Johannes ernst, sie wollten sich auf den Einen vorbereiten, der kommen sollte.

Und da kam Jesus an den Jordan und ließ sich von Johannes taufen. Seine Taufe wird in wenigen Sätzen geschildert:

Markus 1,9-11
Zu dieser Zeit kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und wurde von Johannes im Jordan getauft. Und als Jesus aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel aufriss. Und der Geist Gottes kam auf ihn herab wie eine Taube. Dazu erklang eine Stimme aus dem Himmel: »Du bist mein Sohn, dich habe ich lieb, an dir habe ich Freude.«

Berufung
Wie die anderen, die zu Johannes kamen, ließ Jesus sich im Jordan untertauchen. Aber im Gegensatz zu ihnen gab es bei ihm nichts, was reingewaschen werden musste. Er war in ständiger Verbindung zu Gott, und keine Schuld trennte ihn von seinem himmlischen Vater. Seine Taufe lässt sich deshalb nicht als Reinigung von Sünden verstehen, sondern eher als Vertrauensakt. Durch sein Eintauchen unter Wasser und wieder auftauchen wurden sein Tod und seine Auferstehung schon symbolisch vorweggenommen. Hier schon, in den ersten Sätzen des Markus-Evangeliums, wird damit auf Jesu Tod am Kreuz und seine Auferstehung hingedeutet. Gott antwortet auf dieses Vertrauen. Er bestätigt, dass Jesus sein Sohn ist, an dem er Freude hat. Die einzigartige Beziehung der beiden wird deutlich. 

Jesus lässt sich taufen und dadurch wird der Öffentlichkeit seine Berufung bekannt gemacht. Gott gibt ihm grünes Licht, um öffentlich aufzutreten und seinen Auftrag zu erfüllen.

Viele von uns sind getauft, die meisten als kleine Kinder. Was verbinden wir mit unserer Taufe? Ich würde es so ausdrücken: Wir sind aufgenommen in Gottes Familie, wir wissen uns in seiner Liebe geborgen, komme, was wolle, Gott geht mit uns durch das Leben. Wer als Erwachsener oder Erwachsene getauft ist, hat oft auch eine Umkehr erlebt, aus einem Leben ohne Gott in die lebendige Beziehung zu ihm. 

Durch Jesu Taufe im Jordan wird mir stärker bewusst, dass Taufe auch für mich Berufung bedeuten kann. Jesus ruft mich immer wieder auf zu Kurskorrekturen, er möchte, dass ich mit ihm unterwegs bleibe. Er hat Aufgaben für mich, die nur ich so in dieser Welt ausfüllen kann.

Es lohnt sich, dass wir uns an unsere eigene Taufe erinnern lassen und uns neu fragen: Wozu beruft Gott mich heute? Welchen Auftrag gibt er mir?

Selten hören wir dabei eine deutliche Stimme aus dem Himmel. Eher sind es Erlebnisse, in denen wir Gottes Reden wahrnehmen. Ein Bekannter erzählte mir vor ein paar Wochen, dass er von einem Freund ein Buch über den Lebenssinn geschenkt bekommen hatte. Es war kein christliches Buch. Weil er den Freund nicht enttäuschen wollte, las er es. Gott ist ihm dabei begegnet, hat ihm einen neuen Impuls gegeben, wie sein Weg weitergehen könnte. Er hatte ganz stark den Eindruck, dass Gott seine Gabe der Musik anstieß und ihn herausforderte, damit etwas anzufangen.

Bei Jesus begann diese Berufung mit der Taufe am Jordan, vielleicht begann sie bei uns auch mit der Taufe vor vielen Jahren. Gott aktualisiert sein Wort an uns immer wieder neu.

Jesus legte damals am Jordan nicht gleich los, um den Menschen das Evangelium weiterzugeben. Ein wichtiger Zwischenschritt folgte.

Markus 1,12-13
Danach trieb der Geist Jesus hinaus in die Wüste. Dort wurde er vierzig Tage vom Satan auf die Probe gestellt. Jesus lebte bei den wilden Tieren und die Engel brachten ihm zu essen.

Wüste
Der Geist Gottes führte Jesus in die Wüste. Es war nicht seine eigene Entscheidung, jetzt mal eine Auszeit zu nehmen. Manche fühlen sich jetzt auch gerade in eine „Wüste“ geworfen. Schwierige Lebensumstände, Einsamkeit, Perspektivlosigkeit können sich auch wie eine Wüste anfühlen. 

Was passiert mit uns in diesen Wüstenzeiten? Bei mir selbst beobachte ich, wie ich zunächst innerlich unruhig werde. Ich will was tun und werde ausgebremst. Dann regen sich die inneren Stimmen und werden lauter. Warum bin ich in dieser Situation? Hätte Gott es nicht verhindern können? Was will er von mir? Will er überhaupt etwas von mir, oder hat er mich vergessen?

Jesus war in der Wüste, um Gottes Stimme besser verstehen zu lernen. Sein Gehör wurde feiner. Die inneren Stimmen, die ihn von Gott wegbringen wollten, lernte er zu unterscheiden. Die Engel dienten ihm, weil er den Versuchungen, sich von Gott abzuwenden, nicht nachgegeben hatte.

In Wüstenzeiten können wir Gott reden hören, aber auch andere innere Stimmen und Versuchungen werden lauter. Es ist eine Zeit der Klärung. Wir können uns entscheiden, ob wir mit Gott unterwegs bleiben, ob wir uns seiner Stimme anbefehlen. Wir werden dann überrascht sein, wie Gott seine Engel auch an die verlassensten Orte schickt, die uns zusprechen, durchzuhalten und neuen Mut zu fassen.

Markus 1,14-15
Johannes der Täufer wurde ins Gefängnis geworfen. Danach kam Jesus nach Galiläa und verkündete die Gute Nachricht von Gott: »Die von Gott bestimmte Zeit ist da. Sein Reich wird sichtbar in der Welt. Ändert euer Leben und glaubt dieser Guten Nachricht.«

Gottes neue Welt
Jesus sprach von Umkehr wie vorher Johannes, aber er setzte den Schwerpunkt anders. Er erzählte von Gottes neuer Welt, die in unseren Herzen einziehen möchte. Gottes neue Welt, so können wir sie beschreiben: „In dieser Welt bist du ein geliebtes und gewolltes Kind Gottes. Du bist für Gott so wertvoll, dass er dich auch im entferntesten Winkel der Erde suchen wird. Du hast einen Auftrag bekommen, den nur du erfüllen kannst, mit deinem Leben Hinweisschild auf Gott zu sein. Und du hast unter dir ein Sicherheitsnetz und vor dir ein Ziel wie ein Seiltänzer. Gott fängt dich auf und wartet auf dich.“

Jesus meinte mit Umkehr, sich diesem liebenden Vater im Himmel anzuvertrauen und die alten Muster loszulassen. Die Sätze: „Du bist nicht genug! Du kannst das nicht schaffen! Nur wenn du dies und das leistest, bist du etwas wert!“ werden überschrieben mit den Worten „geliebt, gehalten, begabt und unterstützt“.

So ist es an uns herauszufinden, dieser neuen Welt zu trauen und den Weg aus der Wüste zu finden. Für mich ist es gerade der innere Auftrag, den Jugendlichen des Kirchlichen Unterrichts Jesus nahe zu bringen trotz der Schwierigkeiten des Distanzunterrichts. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Jugendlichen Gott vertrauen. Mich motiviert, dass Jesus mir hilft, dass er selbst den Jugendlichen begegnen wird und meine begrenzte Kraft nutzen wird, um bei ihnen an der Herzenstür anzuklopfen.

Das Markus-Evangelium lässt die Auswahl der Jünger folgen. Jesus sucht sich ein Team. Und er lässt auch uns nicht als Solomenschen durchs Leben gehen. Er stellt uns Menschen an die Seite, im besten Fall finden wir sie in unserer Gemeinde, die uns in schwierigen, manchmal wüstenähnlichen Zeiten unterstützen.

Fürchte dich nicht und schrecke vor nichts zurück, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst.“ (Josua 1,9)

Cornelia Trick


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