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Liebe Gemeinde,
Was macht einen neuen Menschen aus, ein Frisörbesuch, eine Typveränderung, Erholung? Wohl von allem etwas und noch viel mehr. Für uns Christen ist Ostern das Ereignis, das den Weg zu einem neuen Menschsein bahnt. Jesus ist auferstanden, eine persönliche Beziehung zu Gott ist möglich. Von nun an sind wir angeschlossen an Gottes Möglichkeiten, und alles kann neu werden. Wie dieser neue Mensch aussieht, beschreibt der Kolosserbrief genauer. Der Brief wurde an Christen gerichtet, die eine deutliche Lebenswende erfahren hatten. Bei ihnen gab es ein Vorher – ohne Jesus – und ein Nachher – mit Jesus. Vorher lebten sie wie alle anderen auch. Sie wollten sich selbst voranbringen, das Beste aus sich machen, den gesellschaftlichen Anforderungen genügen. Dabei kam es zu Rücksichtslosigkeiten, man war neidisch aufeinander, und mit der Wahrheit nahm man es auch nicht immer so genau. Wir können davon ausgehen, dass die Leute damals sich ähnlich verhielten wie wir heute, auch wenn der Kolosserbrief die Lebensweise vor der Begegnung mit Jesus in sehr düsteren Farben malte. Die Menschen waren nicht wirklich böse. Sie suchten Anerkennung und nutzten dafür nicht immer die richtigen Mittel. Sie kamen mit Christen
in Kontakt, ließen sich vielleicht zu einer Zusammenkunft einladen.
Der Glaube an Jesus war attraktiv, so viel Freiheit spürten sie den
Christen ab, so viel Lebensfreude und Zuversicht, Gemeinsinn und Vertrauen.
Vielleicht fingen sie an zu beten und erlebten Gebetserhörungen. Vielleicht
spürten sie, dass Jesus ihre Probleme sah und ihnen damit half. Vielleicht
wuchs in ihnen Hoffnung, die sie einfach glücklich machte. Sie traten
gerne über die Schwelle in ein Leben mit Jesus, ließen sich
taufen und streiften den „alten Menschen“, der ohne diese Kraft Gottes
auszukommen schien, ab.
Kolosser 3,12-15
Das neue Gewand
Gott hat uns erwählt und bewusst in seine Familie aufgenommen. Wir tragen jetzt Jesu Namen, sind „Christen“ und tragen einen Pass, der uns Bürgerrechte im Himmel gibt. Wir sind heilig, weil wir zum heiligen Gott gehören, der uns beeinflusst. Als neue Familienmitglieder werden wir eingekleidet. Was uns viel zu eng war und uns einschnürte, können wir wegschmeißen:
Kommen wir aus der Theorie in die Praxis. Der neue Mensch braucht den Impuls von Jesus immer wieder. Und diesen Impuls bekomme ich, wenn ich mich Jesus hinhalte, ihm Raum gebe, an mir zu wirken. Ich las einen interessanten Artikel über Lernen im Homeschooling. Wie können Schüler und Schülerinnen am besten Lernstoff zuhause verinnerlichen? Wiederholen und das auch gerne laut war ein Stichwort, abgefragt werden und mit einer anderen Person über den Lernstoff reden waren andere Tipps. Bibelworte immer wieder zu vergegenwärtigen, Lieder jeden Tag zu singen, regelmäßig 10 Minuten für Gott zu reservieren, helfen genauso, wie mich „abfragen“ zu lassen und selbst zu erklären, warum mir dieses Bibelwort oder jenes Lied so wichtig sind. Aus der intensiveren Beziehung zu Jesus wächst Dankbarkeit, denn immer mehr erkenne ich, dass ich mein Leben nicht selbst in der Hand habe und Jesus vertrauen kann. Seine Fußspuren in meinem Alltag lerne ich zu erkennen. Die neuen Kleider sind nicht nur für mich selbst „im Homeoffice“ bestimmt, sondern sollen unter die Leute gebracht werden. Hier haben sie Auswirkungen, denn es wird nun möglich, einander zu ertragen, zu vergeben und in Frieden zu leben. Der Kolosserbrief zeichnet ein realistisches Bild vom Miteinander. Zusammenleben wird trotz der neuen Kleider nicht schwerelos. Es wird nötig sein, einander zu ertragen. Ich deute dieses Ertragen so: Wir haben einen langen Atem im Umgang, wir lassen uns stehen und akzeptieren Meinungsverschiedenheiten, solange sie niemand beschädigen. Wir räumen einander Platz ein, damit unterschiedliche Bedürfnisse und Charaktere sich entfalten können. Wenn wir uns nahekommen, treten wir uns leicht auf die Füße. Da hilft es oft nicht, auf die Entschuldigung der anderen zu warten. Vielleicht hat sie gar nicht gemerkt, dass sie mir zu nahegekommen ist. Hier bin ich dran, für mich selbst in meinem Herzen zu vergeben. Das braucht Zeit und oft Abstand. Es bewirkt, dass zwei weiter in der gleichen Gemeinde bleiben können, nicht unbedingt als dicke Freunde, aber in gegenseitigem Respekt. Die Grundhaltung ist, dass wir uns nicht auf unsere Fehler und Schwächen festlegen, da wir alle nicht perfekt sind und von Jesus Vergebung brauchen. Im Frieden zu leben, ist das Ziel dieser neuen Kleiderordnung. Bei einer Fortbildung hatten wir die Aufgabe, uns im Raum so zu verteilen, dass die Abstände zueinander wiedergeben, ob wir uns näher oder ferner sind. Da standen wir als Freunde dicht beieinander, die Kollegen, mit denen wir nicht viel zu tun hatten, weiter weg. So stelle ich mir den Frieden in der Gemeinde vor. Wir haben Raum, um Nähe und Distanz zu leben, aber sind nicht festgelegt, können frei umhergehen, neue Nähe entdecken und neue Abstände akzeptieren. Wir sind entspannt dabei, weil wir die Liebe Jesu spüren, der uns nicht auf eine Position festlegt, sondern immer zwischendurch läuft, uns antippt, ermutigt und zu anderen schickt. So werden wir fähig, in unseren neuen Kleidern nicht nur als festgefügte Gemeindefamilie zu leben, sondern andere aufzunehmen, sie zu werben für diesen Friedensraum, in dem jede und jeder sein Lebensrecht hat. Denn Gemeinde ist niemals Selbstzweck, sondern Hoffnungsträgerin Lebensraum für die, die sich sehnen, neue Menschen zu werden. Cornelia
Trick
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