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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Das Pfingstfest lädt uns ein, dem Wachsen und Fruchtbringen durch Gottes Geist im eigenen Leben nachzuspüren. Johannes 15,1-9 Jesus, der wahre Weinstock Ist Jesus der wahre Weinstock? Diese Frage beantwortet der Heilige Geist in mir. Er gibt mir die Gewissheit, dass ich mich auf Jesus verlassen kann. Er schenkt mir Vertrauen, alles von Jesus zu erwarten. Der Weinberg Hier wird das Bild gesprengt. In der Natur kann sich die Rebe nicht entscheiden, ob sie am Weinstock bleibt oder nicht. Christen ist es offensichtlich in ihre Entscheidung gestellt. Sie haben die Freiheit, sich zu Jesus zu halten oder sich von ihm zu trennen. Die Reben, die am Weinstock bleiben, werden vom Heiligen Geist durchströmt und ernährt. Mit seiner Hilfe tragen sie Früchte. Die Früchte der Christen lassen sich schon beim ersten Pfingstfest in Jerusalem entdecken (Apostelgeschichte 2). Die Jünger hatten Angst vor der ungewissen Zukunft, nachdem Jesus nicht mehr bei ihnen war. Durch den Heiligen Geist zum Pfingstfest waren sie völlig sicher, dass Jesus mit ihnen war und sie führen würde. Vor Pfingsten waren die Jünger stumm. Sie berichteten niemand von ihren Erlebnissen mit Jesus. Pfingsten öffnete ihnen den Mund. Sie erzählten von Jesus, sie predigten, sie riefen Menschen zusammen und feierten mit ihnen Jesu Gegenwart. Vor Pfingsten versteckten sich die Jünger in einer Dachgeschosswohnung. Pfingsten ließ sie aus ihrem Versteck kommen und unter die Leute gehen. Sie hatten keine Angst mehr entdeckt zu werden. Sie predigten frei, öffentlich und riskierten auch Unverständnis, Ablehnung und Verhaftung. Auch heute wirkt dieser Heilige Geist Pfingstwunder. Da sitzt jemand im Gottesdienst, die Angst vor der Zukunft schnürt ihm die Kehle zu. Er fühlt sich trotz der vielen Leute um ihn herum allein gelassen. Doch da spürt er, dass Jesus ihn meint und ihm seinen Heiligen Geist anbietet. Die Angst ist nicht von jetzt auf nachher verschwunden, aber etwas Stärkeres wirkt in ihm. Er kann Jesus vertrauen und sieht ihn voran gehen auf dem Weg in die unbekannte Zukunft. Eine Jugendliche ist stumm und eingeschüchtert. Sie sieht nur Verbote und Leistungsanforderungen. Sie hört schon lange nicht mehr ein Wort der Ermutigung und Bestätigung. Da wird sie aufmerksam, dass Jesus sie zum Bleiben auffordert. Sie nimmt wahr, dass Jesus sie lieb hat und ihr keinen Stress macht. Sie darf sich bei ihm fallen lassen und bekommt Mut, ihren Kopf wieder zu heben. Der Manager kommt völlig abgehetzt in die Kirche. Er hatte morgens noch zig Mails zu bearbeiten und das Handy klingelte auch auf dem Weg noch. Er fühlt sich getrieben und gehetzt von den Pflichten seiner Arbeit. Hier hört er von der Kraftquelle des Geistes, der in ihm lebendig werden will. Die Pflichten fallen von ihm ab. Er sieht auf einmal wieder die Prioritäten richtig verteilt. Der Weingärtner ist Gott, der Weinstock Jesus, nicht die Firma ist sein Weinstock. Wie gut, dass es den freien Pfingstmontag gibt, da wird er dem Weinstock Jesus Platz einräumen und auf ihn hören, wie es weiter gehen soll. Früchte am Weinstock Am vergangenen Montag spielte ich mit Kindern biblische Geschichten nach. Sie durften ihre Lieblingsgeschichten spielen. Den "barmherzigen Samariter" spielten wir dreimal. Ein Kind äußerte sich danach: "Ist das eine coole Geschichte!". Die Kinder haben in dieser Geschichte entdeckt, dass da ein Samariter ist, der sich um sie kümmert, wenn es ihnen schlecht geht. Sie haben etwas von Jesus entdeckt, denn der ist der erste barmherzige Samariter, der sich zu uns herab beugt und uns aufhilft. Wem so geholfen wurde, der wird selbst gerne zum Samariter und wird durch Gottes Geist getrieben, anderen weiter zu helfen. Doch auch bei Christen sind die Gefäße
für den Liebesfluss oft verstopft. Da kommt zwar Liebe in die Weinrebe,
aber es entwickelt sich keine Frucht zum Weitergeben. Was können die
Ursachen sein? Vielleicht ist jemand in seiner frühsten Kindheit so
tief verletzt worden, dass er Jesu Liebe nicht annehmen kann. Wenn er hört,
dass Gott sein Leben will, muss er gleich dagegen halten, dass Gott ihn
so, wie er ist, gar nicht wollen kann. Jesus lädt ein zum Bleiben,
er will die verletzten Gefäße heilen, dass seine Liebe fließen
kann. Eine andere Frau ist so mit Pflichten erfüllt, dass sie ihren
Programmpunkten immer hinterher läuft. Sie findet keine Ruhe, wird
immer gereizter und unglücklicher. Natürlich weiß sie,
dass Jesus sie liebt, aber das gewinnt keine Gestalt in ihrem Alltag. Er
hat ja keine Chance, ihr das in einer stillen Minute zuzusprechen. Sie
läuft ihm immer davon. Kein Wunder, dass ihre Familienangehörigen
nichts von dieser Liebe abbekommen.
Die Frucht der Liebe Die Bewährungsprobe für die Frucht der Liebe ist deshalb zuerst unsere Familie. Merkt meine Familie, dass ich sie liebe? Vielleicht merkt sie es daran, dass ich für sie sorge, den Haushalt führe, das Geld verdiene, viel Zeit mit ihr verbringe. Aber wie oft stöhne ich auch über meinen Familienaufgaben. Als ich mich auf diesen Abschnitt der Predigt vorbereitete, stand bei uns nachmittags ein Kindergeburtstag ins Haus. Ich stellte mir sehr ernsthaft die Frage: Merkt meine Tochter bei diesem Fest, dass ich sie liebe? Merken ihre Freunde, dass ich sie mag und mich auf sie freue? Ich bin in mich gegangen und habe Jesus sehr ernsthaft darum gebeten, mir mehr Liebe für diesen Tag zu schenken, diese Frucht zum Wachsen zu bringen. Es wurde ein ungewöhnliches Fest. Ich konnte mich das erste Mal auf einen Kindergeburtstag von Herzen freuen. Die Kinder waren ausgeglichen, fröhlich, kooperativ, meine Tochter glücklich. Und ich habe mich am Abend gefragt, warum ich nicht schon viel früher ganz konkret um mehr Liebe für besonders herausfordernde Tage gebetet habe. Ich sollte mir einen roten Zettel an den Kühlschrank hängen: Bete um mehr Liebe!, manches wäre sicher einfacher im Alltag zu bewältigen. Die Familie in all ihren Formen, ob Kernfamilie, Patchworkfamilie oder Herkunftsfamilie ist die eine, die Familie der Geschwister im Glauben ist die andere Bewährungsprobe für die Frucht der Liebe. Merkt meine Schwester, mein Bruder in der Gemeinde, dass ich sie liebe? Dass sie oder er mir wichtig ist, dass ich sie so annehme, wie sie sind? In einer Studie wurden 300.000 evangelische Gemeinden der USA daraufhin befragt, was die wichtigsten Faktoren seien, die ihre Gemeinde wachsen lassen. Als erstes wurde genannt, dass die Leitenden die Gemeinde lieben. Das macht ja auch Sinn. Wer in der Gemeinde Verantwortung trägt, ist dazu bevollmächtigt durch Gottes Geist und der schenkt ihm die Liebe zu seiner Aufgabe und seiner Gemeinde. Im Gemeindevorstand haben wir gerade darum gebetet, dass unsere Liebe zur Gemeinde wächst, dass der Kreislauf der Liebe Gottes hier pulsieren kann. Auch an allen anderen Stellen des Gemeindelebens brauchen wir diese Liebe. Kindermitarbeitende brauchen vor allem Liebe, um den Kindern etwas vom Evangelium erzählen zu können. Kollektenverwalter brauchen Liebe, um nicht kleinlich hochzurechnen, wer viel und wer wenig gibt. Unsere Küster brauchen Liebe zur Gemeinde, wenn sie zum x-ten Mal das stehen gelassene dreckige Geschirr in ihrer eigenen Küche spülen und hinter den Gruppen herräumen. Die wenigen Beispiele zeigen, dass an der Liebe alles hängt. Wo wir uns mit Gottes Geist füllen lassen, werden die Verhältnisse sich ändern. Die Früchte, die dieser Geist wirkt, haben die Kraft, Menschen in diese Liebe hineinzunehmen und sie anzustecken. Das gilt auch für das Umfeld, in dem wir leben, unsere Freunde, Arbeitskollegen, Menschen auf unserem Weg. Gott ist der Winzer. Er möchte uns schützen vor allem, was unser Wachstum behindert. Nichts kann uns von Jesus trennen, wenn wir bei ihm bleiben wollen. Im Gebet erfahren wir diese innigste Gemeinschaft und machen die Erfahrungen, aus denen Früchte wachsen. Jesus sagt uns an diesem Pfingstfest 2003:
Vielleicht können wir so auch abgetrennte Reben erreichen und sie wieder gewinnen für die Liebesbeziehung zu Jesus Christus. Auch wenn das Bild der abgetrennten Reben endgültig erscheint, Gottes Geist kann schöpferisch neues Leben erwecken. Cornelia
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