Das Schönste kommt noch
Gottesdienst am 26.11.2006

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
ein Freund fragte mich vor ein paar Wochen, wie ich mir das Leben nach dem Tod vorstellte. Er sollte darüber vor einer Gruppe von Christen referieren und war sich nicht sicher, ob seine Vorstellungen stimmten. Wir führten eine angeregte Email-Korrespondenz, die mich zunehmend herausforderte. Denn er gab sich nicht mit ein paar auswendig gelernten Lehrsätzen zufrieden, sondern wollte biblische Belege genannt bekommen und Zusammenhänge wissen, aus denen ich meine Thesen ableitete. Wir feiern heute Ewigkeitssonntag, den Sonntag im Jahr, der uns das Thema "Tod und ewiges Leben" als Aufgabe und Herausforderung stellt. Warum also nicht einmal grundsätzlich dem nachgehen, was Jesus zu diesem Thema gesagt hat? Warum sich nicht der sehr persönlichen Frage stellen, wie wir zu Tod und ewigem Leben stehen? Warum nicht auf einen Spickzettel notieren, was für uns unbedingt in den nächsten Tagen dran ist, wenn wir an Tod und Ewigkeit denken?

Da wir in den letzten Gottesdiensten immer wieder den Spuren Jesu nach dem Johannesevangelium nachgegangen sind, möchte ich als Ausgangspunkt auch Worte Jesu nach dem Johannesevangelium zitieren, die zu unserem Thema heute führen.

Johannes 14,1-6

Dann sagte Jesus zu allen: "Erschreckt nicht, habt keine Angst! Vertraut auf Gott, und vertraut auch auf mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereitzumachen. Sonst hätte ich euch doch nicht mit der Ankündigung beunruhigt, dass ich weggehe. Und wenn ich gegangen bin und euch den Platz bereitet habe, dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin. Den Weg zu dem Ort, an den ich gehe, den kennt ihr ja."
Thomas sagte zu ihm: "Herr, wir wissen nicht einmal, wohin du gehst! Wie sollen wir dann den Weg dorthin kennen?" Jesus antwortete: "Ich bin der Weg, denn ich bin die Wahrheit und das Leben. Einen anderen Weg zum Vater gibt es nicht."

Tod und Auferweckung Jesu

Unser eigener Tod und unsere Zukunftshoffnung haben ihren Grund in Jesu Tod an Karfreitag und Auferweckung zu Ostern. Der Tod selbst ist letztes Ergebnis unserer Trennung von Gott, die im Paradies begonnen hatte. Aus dem Paradies vertrieben zu sein, bedeutete, von dem Baum des Lebens nicht mehr essen zu können, sterblich zu sein und die Folgen der Selbstüberhebung tragen zu müssen. Die Trennung von Gott äußert sich als Sünde und führt zu Mord und Selbstmord.

Der Amokläufer aus dem Münsterland, der letzte Woche in einer Schule um sich schoss und sich danach selbst richtete, ist Symbol für die Folgen der Gottestrennung. Ohne Gott können wir zu Menschen werden, die sich selbst anmaßen, über Tod und Leben anderer Menschen zu entscheiden. Ohne Gott werden wir in der tiefsten Verzweiflung allein bleiben und als einzigen Ausweg den Selbstmord wählen.

Jesus ist gestorben, um die Folgen der Sünde auf sich zu nehmen, dass wir an ihnen nicht zu Grunde gehen müssen. Jesus ist uns entgegengekommen, um uns zu befreien und zu neuem Leben zu ermächtigen. Dieses neue Leben beginnt, wenn wir Jesus das Mandat geben, unsere Trennung von Gott aufzuheben. Es führt zu einem Leben in Ewigkeit, in das Jesus am Ostermorgen auferweckt wurde. 

Im Johannesevangelium sagt Jesus seinen Jüngern, dass er auferweckt werden wird, um ihnen eine Wohnung, eine Bleibe im Himmel einzurichten. Wir hören die Zwischentöne. Er richtet diese Wohnung liebevoll her. WohnungssucheEr erwartet uns, er investiert in uns, er schafft keinen Einheitswohnraum, sondern erwartet uns persönlich. Vielleicht ist es, wie wenn werdende Eltern das Kinderzimmer herrichten, Möbel kaufen, die Tapete aussuchen, Bilder an die Wand hängen und Wäsche in die Wickelkommode sortieren. Sie erwarten das Baby, das erstmal auch mit einem Wäschekorb zufrieden wäre. Sie signalisieren: Du bist willkommen!

Jesus ist für uns gestorben. Er hat die Folgen der Trennung für uns getragen. Wir müssen nicht länger zu Amokläufern werden, die andere bedrohen und selbst das eigene Leben wegwerfen. Wir können mit Jesus schon in diesem Leben einen neuen Anfang machen. Jesus schließt uns das Paradies wieder auf. Er bereitet einen Wohnraum in der Ewigkeit für uns, er wird uns abholen, heimholen, wir dürfen wieder vom Baum des Lebens essen.

Tod und Auferweckung für uns

Tod als Folge der Trennung von Gott bedeutet, dass unser Lebensfaden abgeschnitten ist. Von uns überlebt nichts, kein Seelenfunke, keine Flamme, die weiter lodert, keine Zelle, die in einem anderen Leben wieder anfängt, sich fortzupflanzen und zu wachsen. Als die, die sich von ihrer Lebensquelle losgesagt haben, können wir keinen Anspruch erheben, ewig oder in immer neuer Gestalt weiterzuleben.

So muss uns Jesus aus dem Tod aufwecken und abholen. Er ruft uns in sein Leben. Nicht wir haben einen roten Faden, der uns in die Ewigkeit bringt, sondern Jesus hat den roten Faden. Er kennt uns und er hat unseren Namen in seinem Lebensbuch aufgeschrieben. Weil er uns kennt und ruft, werden wir zu neuem Leben auferweckt.

Ein Gleichnis Jesu lässt das sehr anschaulich werden. 10 junge Frauen warten mit Öllampen auf den Bräutigam, um ihn in der Nacht zur Hochzeit zu begleiten. Fünf von ihnen geht während der Wartezeit das Öl aus. Als sie gerade den Händler in der Nacht aus dem Bett geschmissen haben, um Nachschub für ihre Lampen zu organisieren, kommt der Bräutigam. Er nimmt die fünf Frauen mit, deren Lampen noch brennen und geht mit ihnen zur Hochzeit. Die Zu-Spät-Kommenden müssen draußen bleiben. Der Bräutigam erkennt sie nicht und lässt sie nicht herein. Jesus holt ab, die Tür zur himmlischen Feier lässt sich nicht von außen öffnen. Entscheidend ist, dass wir genug Öl haben und bereit sind, uns abholen zu lassen. Entscheidend ist, dass Jesus uns kennt.

In Todesanzeigen begegnet mir immer wieder ein Ausspruch, der genau aufgreift, dass wir an uns nichts Unsterbliches haben, sondern dass wir ins Leben abgeholt werden müssen, z.B. "Nur wer vergessen wird, ist tot. Du wirst leben." Hier ist Jesu Erinnerung durch die Erinnerung des oder der Trauernden ersetzt. In Jesu Erinnerung weiterleben heißt aber nicht nur, nicht vergessen zu werden, sondern zu neuem, ewigen Leben erschaffen zu werden. Diese Hoffnung übersteigt jede Vorstellung. 

Jesus kommt in unseren Tod, um uns abzuholen in seine Gegenwart. Seine Totenauferweckungen haben das zeichenhaft zum Ausdruck gebracht. "Lazarus, komm heraus!", rief Jesus seinem Freund zu, der schon seit Tagen in der Grabhöhle lag. Du, Alfred Mustermann oder Erna Müller, komm heraus zu einem Leben in Gottes Gegenwart.

Ewiges Leben

Was uns hinter dem Todesgraben erwartet, wird in der Bibel nur mit sehr leichten Pinselstrichen beschrieben. In Bildern wird das Unbekannte ausgedrückt. Paulus nennt die Liebe als Inhalt des neuen Lebens. Die Evangelien beschreiben ein Festmahl, ein Hochzeitsmahl, zu dem Jesus seine Nachfolgerinnen und Nachfolger einlädt und die er erwartet. Die Offenbarung schmückt das neue Jerusalem aus mit einem Fluss, der lebendiges Wasser bringt, einem Baum des Lebens, der Tod und Mangel beseitigt und Gott im Mittelpunkt, der bei den Erlösten wohnt und sich ihnen zuwendet.

Die zu Jesus gehören, die auf ihn mit brennenden Lampen gewartet haben und die er abgeholt hat, werden befreit sein von allem, was sie von Gott getrennt hatte. Sie werden in eine neue Gemeinschaft gestellt, in der die Streitfragen gelöst und entschieden sein werden und unüberbrückbare menschliche Differenzen keine Bedeutung mehr haben werden.

Jesus wirbt für dieses neue Leben in Ewigkeit. Er freut sich auf die Festtafel im Himmel. Er bereitet alles so vor, dass wir einmal in die himmlischen Wohnungen einziehen können. Er will keine Wohnung umsonst eingerichtet haben. 

Doch die Bibel verschweigt nicht die Kehrseite dieser Suche nach jedem und jeder Einzelnen. Wer meint, Jesus nicht zu brauchen, den Weg allein in den Himmel zu finden oder wer dem Leben nach dem Tod keine Beachtung schenkt, wird niemand haben, der ihn vor Gott vertritt. Gott wird jeden einzelnen Menschen prüfen und ihn mit seinem Leben konfrontieren. Wer bei dieser Gegenüberstellung keinen Fürsprecher dabei hat, der für ihn einspringt und gerade die dunklen Kapitel auf seine Kappe nimmt, wird verlieren. Die Selbstgerechten, die meinen, ohne Jesus auszukommen, werden vor der Tür stehen bleiben müssen. Die, die sich in ihrer Gottestrennung wohl fühlen, sich längst mit ihren Sünden angefreundet haben und keinen Impuls zur Versöhnung mit Gott und Menschen spüren, werden ebenfalls vor der Tür stehen bleiben. Die, die darauf hoffen, dass ihre Nachbarin schon mit ihrem Glauben an Jesus aushelfen wird, werden ebenfalls zu den draußen Stehenden gehören. Wer aber Jesus als Fürsprecher hat, wer sein Leben mit seiner Hilfe bereinigt hat und weiß, dass ihm nur Jesus helfen kann, durch die letzte Prüfung zu kommen, wird Eintritt bekommen. Für den ist der Tisch gedeckt.

Wird Gott Menschen auf ewig den Eintritt in seine neue Welt verweigern? Wird er für immer verstoßen? Wir können beten und hoffen, dass Gott Wege zu diesen Menschen vor der Tür hat, die uns verborgen sind. Wir müssen an Gottes Liebe und Barmherzigkeit festhalten, der dem verlorenen Schaf nachgeht. Doch wir können uns nicht auf dieser Liebe ausruhen, sie gar einfordern. Sie sollte uns vielmehr anspornen, den Menschen unserer Umgebung das Evangelium weiterzugeben und ihnen ganz klar zu sagen, dass sie Jesus brauchen, der allein ihnen ewiges Leben geben kann. 

Konsequenzen für unseren Alltag heute

  1. "Vertraut auf Gott! Erschreckt nicht, habt keine Angst!" Jesus sagt uns zu, dass er uns kennt und zu sich holen wird. Wir wissen, dass es eine Zukunft für uns gibt. Das lässt uns den Alltag in richtiger Relation sehen. Alltag ist ständige Einübung ins Gottvertrauen, Loslassen für Jesus und hat keinen Ewigkeitswert.
  2. Jesus ist der Weg. Mit Jesus auf dem Weg zu sein heißt, das Leben nach seinen Maßstäben zu führen. Dieser Weg bringt uns weg von Egoismus, Überheblichkeit und auch weg von einer Verzweiflung, die vergisst, dass Jesus helfen kann.
  3. Wer diesen Weg gefunden hat, zeigt ihn anderen. Wie Jesus uns abholt, so können wir andere abholen, Jesus überhaupt erst mal kennen zu lernen und ein Stück Weg mit ihm zu probieren.
  4. Die Wohnungen im Himmel sind eine wunderbare Werbeseite für die Ewigkeit, aber die Bedingungen dazu sollten wir nicht verschweigen. Es kommt nicht auf unser Kapital an, denn diese Wohnungen sind sowieso unerschwinglich. Es kommt nur auf den richtigen Anwalt an. Und der will nicht bezahlt werden, sondern will mit uns leben, jeden Tag und jede Stunde, uns verändern und uns vorbereiten auf die neue Wohnsituation jenseits des Grabes. 
Einem Ziel sollt ihr bis ans Ende der Zeit nachstreben: euch an Gott zu freuen in Zeit und Ewigkeit. (John Wesley)
Cornelia Trick


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