Bei Gott ist alles möglich (Philipper 4,10-20)
Gottesdienst am 30.7.2017 in Brombach

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
im Frühjahr habe ich mir in Usingen die Abiplakate am Zaun des Gymnasiums angeschaut. Ganz verschiedene Mutmach-Sprüche waren da zu lesen: „Du schaffst das! Wir stehen hinter dir! Wir lieben dich! Jetzt kannst du bald in die Zukunft fliegen!“ Die Familien gaben den Schülerinnen und Schülern gute Wünsche mit, um sie zu  motivieren und sie ihrer Liebe zu versichern, egal, wie es ausging. Die dampften ganze lange Briefe auf ein paar Worte ein, die gut aus der Ferne auf einem Betttuch zu lesen waren. 

Paulus hatte den Philippern einen Brief mit vielen wichtigen Aspekten geschrieben. Er rief ihnen ins Gedächtnis, wer Jesus Christus für sie war, dass er immer in der Mitte der Gemeinde stand und sie sich so verhalten sollten, wie es ihm entsprach. Nun ist Paulus ans Ende des Briefes gekommen und erstellte gewissermaßen ein Abiplakat, verdichtete seine Botschaft auf einen Satz, den die Philipper sich merken konnten:
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“ (Philipper 4,13)

Schauen wir uns an, in welchem Zusammenhang Paulus dieses Kernwort sagte. 

Philipper 4,10-20

Ich bin aber hocherfreut in dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen; ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die Zeit hat's nicht zugelassen. Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie's mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden;  ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr meine Bedrängnis geteilt habt. Denn ihr Philipper wisst auch, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Makedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal. Nicht, dass ich das Geschenk suche, sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich angerechnet wird. Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluss. Ich habe in Fülle, nachdem ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig. Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus. Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Paulus dankte zuerst für die finanzielle Unterstützung, die ihm die Gemeinde zukommen ließ. 

Im Herbst sammelten wir für die Aktion „Kinder helfen Kindern“. Kitas und Schulräume sollten in den EmK-Gemeinden mit dem Geld eingerichtet werden, zudem wurde jungen Frauen ohne Einkommensmöglichkeiten ein kleines Geschäft mit der Zucht von Champignons ermöglicht. Stellen wir uns jetzt vor, wir hätten von den jungen Frauen und Kindern einen persönlichen Dankesbrief an die Gemeinde erhalten. Sie würden uns für die Unterstützung herzlich danken. Sie sehen darin Gottes Liebe, nehmen das Geld als ein Geschenk direkt von Jesus und werden sich wieder bewusst, wie er ihre Not sieht. Aber eigentlich hätten sie das Geld nicht gebraucht. Sie kommen mit viel oder wenig aus. Jesus gibt ihnen immer so viel, wie es von ihm her dran ist. Wenn nicht unsere Gemeinde gespendet hätte, dann eben eine andere. Aber sie freuen sich für Brombach. Es ist ein Zeichen, dass die Gemeinde nicht an ihrem Geld hängt. Sie vertrauen offenbar Gott und können deshalb loslassen. Und die Menschen in Swasiland beglückwünschen die Gemeinde für ihre Gotteserfahrung, die sie mit der Spende gemacht hat. Gott wird auch für sie sorgen, sodass kein Mangel entsteht. Ein Same für Gottes neue Welt ist gesät, Gottvertrauen und Liebe zueinander können wachsen.

1. Erkenntnis

Geld für Jesus wegzugeben, lässt fester an Gottes Hand gehen. Wer sich weniger auf seine eigene Stärke verlassen kann, braucht mehr die Kraft Gottes für das eigene Leben. Er übt so ein, Jesus zu folgen. Was er oder sie weggibt, ist nicht Übriggebliebenes, sondern das, was eigentlich nötig zum Leben erschien.

Geld für Jesus loszulassen, ist kein Zwang. Wir sollen keine religiöse Pflicht erfüllen und uns mit unseren Spenden nicht mit anderen vergleichen. Es ist ein Ausdruck unseres Gehens mit Jesus. Haben wir den Mut, eigene Sicherung abzugeben und auf seine Sicherheit zu vertrauen?

Wenn wir Geld für Jesus geben, dann muss uns der, dem es zukommt, nicht ewig dankbar sein. Er kann Gott danken, der uns befähigt hat, unsere Geldbörsen zu öffnen. Und wir können Gott danken, dass wir durch das Weggeben näher an ihn herangerückt sind.

2. Erkenntnis

Paulus will uns etwas mitgeben. An seinem Beispiel sollen wir für das eigene Leben lernen. Mit jeder Lage sollen auch wir uns arrangieren können, Not leiden oder im Wohlstand leben, satt sein oder hungern, Mangel ertragen und im Überfluss nicht ertrinken. Der Grund dafür ist, dass wir nicht aus unserer eigenen Kraftquelle schöpfen, sondern an der Macht Gottes teilhaben können.

Diese Kurzbotschaft des Paulus, mit der er uns Mut machen will, können wir Wort für Wort durchbuchstabieren:

Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht.

Ich:
Es ist ein Aufruf ganz persönlich an jeden und jede Einzelne, sich auf das Wagnis mit Jesus an der Hand einzulassen. Es geht nicht um andere, für die ich das wichtig fände, sondern um mich. Aus Zuschauern, die die Philipper vielleicht früher waren oder wir gegenüber den Kindern in Swasiland sind, werden Teilnehmende. Wird Jesus auch in meiner Schwäche halten, was er versprochen hat? Wird er mir in meiner Not beistehen?

vermag:
Das alte Wort „vermögen“ bedeutet so viel wie „Kraft haben, können“. Diese Kraft haben wir nicht aus uns selbst, sie ist der Powerriegel, den Jesus uns auf einer anstrengenden Wanderung kurz vor dem Zusammenbruch in die Hand drückt. Wir müssen diesen Riegel nicht essen. Wir können ihn wegwerfen oder für später aufheben. Aber wir können ihn auch essen, auf Jesu Kraft vertrauen und erleben, was seine Kraft mit uns macht.

Mein Cousin lud mich mal auf eine Tandem-Fahrt ein. Zuerst saß ich hinten, strampelte brav, aber hatte nicht die ganze Übersicht. Ich maulte, bis er mich auf den Vordersitz ließ. Da war mein Erschrecken groß. Ich konnte das Tandem mit ihm hintendrauf nicht halten, mir fehlte die Kraft in den Armen und Beinen. Die Übersicht war mir ganz egal, denn wir fielen beide auf die Nase. So stelle ich mir das Vermögen durch Jesus vor. Er sitzt vorne, hat die Übersicht und die Kraft. Er bringt mich sicher ans Ziel. Ich sollte mitstrampeln, er will mich nicht ohne Zutun ans Ziel bringen. Aber ich kann mich auf ihn verlassen. Seine Kraft reicht für zwei.

alles:
Nicht nur etwas oder manches kann ich mit Jesu Kraft tun, sondern alles. Das zu realisieren, fällt mir schwer. So gerne bleibe ich doch bei meinen Möglichkeiten. Vertraue nur soweit, wie meine Kraft alleine reicht. Ich schreibe die 1 und Jesus gibt mir noch ein Plus-Zeichen dazu. „Alles“ sagt etwas Anderes: Aus einer Mitläuferin wird jemand mit eigener Meinung und Stehvermögen. Sie ist nicht mehr ein Kiesel am Strand, sondern wird zum Fels in der Brandung, die ihren Glauben auch in stürmischen Zeiten konsequent lebt.

durch:
Es heißt hier sicher bewusst „durch“ und nicht „mit“. „Durch“ meint, Jesus ist der aktive Part. Ich kann nur durch ihn. Das Tandem bleibt liegen ohne ihn. „Mit“ würde bedeuten, er ist der Notfallkoffer, den ich dabei habe, falls ich selbst nicht weiter weiß, aber eigentlich nicht damit rechne, es allein nicht zu schaffen.

den, der:
Jesus ist eine Person, nicht ein Schicksal oder eine anonyme Macht. Weil er persönlich zu uns ist, macht es Sinn ihn kennenzulernen. Wie kann das besser geschehen als in der Bibel, den Evangelien, die von ihm erzählen. Jesus ist aktiv, er hat etwas mit mir vor. Er redet mit mir in sehr unterschiedlichen Sprachen und Situationen.

mich:
Wen macht er mächtig? Wirklich mich kleinen Menschen. Jesus handelt an mir, ich empfange und lasse mir schenken. Welchen Raum ich Jesus gebe, ob ich meine Hände öffne, meine Seele hinhalte, mutig erste Schritte gehe, darauf wird es ankommen.

mächtig:
Die Macht, mit der Jesus mich beschenkt, mich mächtig macht, ist in ihrer Wortbedeutung eine Kraft, die nach vorne drängt. Jesu Antritt auf dem Tandem, der dafür sorgt, dass ich mitstrampeln kann und weiter komme. Diese Macht verleiht unserem Geld, dass wir für Swasiland gespendet haben, die Fähigkeit, Verhältnisse und Menschen zu verändern. Diese Macht ist die Kraft zum Lieben, zum Vergeben, zum Ermutigen, Stärken, die Wahrheit Vertreten und für Standvermögen.

macht:
Gott macht, er schafft in Jesus Christus Neues. Ich bin in sein Tun hineingenommen, ich darf mitstrampeln.

3. Erkenntnis

Wenn wir loslassen, wird uns nichts fehlen. So heißt es „Gott wird euch alles geben, was ihr braucht.“  Stellen wir uns vor, dass das Loslassen immer wieder wie eine Abiprüfung ist, dann wird unsere Antwort nach erfahrener Hilfe und Ermächtigung heißen:
Gott aber, unserem Vater, sei Ehre für immer und ewig. Amen(Philipper 4,20)
Cornelia Trick


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