Gottesdienst am 30.7.2017
in Brombach
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
im Frühjahr habe
ich mir in Usingen die Abiplakate am Zaun des Gymnasiums angeschaut. Ganz
verschiedene Mutmach-Sprüche waren da zu lesen: „Du schaffst das!
Wir stehen hinter dir! Wir lieben dich! Jetzt kannst du bald in die Zukunft
fliegen!“ Die Familien gaben den Schülerinnen und Schülern gute
Wünsche mit, um sie zu motivieren und sie ihrer Liebe zu versichern,
egal, wie es ausging. Die dampften ganze lange Briefe auf ein paar Worte
ein, die gut aus der Ferne auf einem Betttuch zu lesen waren.
Paulus hatte den Philippern
einen Brief mit vielen wichtigen Aspekten geschrieben. Er rief ihnen ins
Gedächtnis, wer Jesus Christus für sie war, dass er immer in
der Mitte der Gemeinde stand und sie sich so verhalten sollten, wie es
ihm entsprach. Nun ist Paulus ans Ende des Briefes gekommen und erstellte
gewissermaßen ein Abiplakat, verdichtete seine Botschaft auf einen
Satz, den die Philipper sich merken konnten:
„Ich
vermag alles durch den, der mich mächtig macht.“
(Philipper
4,13)
Schauen wir uns an, in
welchem Zusammenhang Paulus dieses Kernwort sagte.
Philipper 4,10-20
Ich bin aber hocherfreut in
dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen;
ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die Zeit hat's nicht zugelassen.
Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide; denn ich habe gelernt, mir genügen
zu lassen, wie's mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein;
mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides,
Überfluss haben und Mangel leiden; ich vermag alles durch den,
der mich mächtig macht. Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr meine
Bedrängnis geteilt habt. Denn ihr Philipper wisst auch, dass am Anfang
meiner Predigt des Evangeliums, als ich auszog aus Makedonien, keine Gemeinde
mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. Denn
auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal
und danach noch einmal. Nicht, dass ich das Geschenk suche, sondern ich
suche die Frucht, damit sie euch reichlich angerechnet wird. Ich habe aber
alles erhalten und habe Überfluss. Ich habe in Fülle, nachdem
ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist: ein lieblicher
Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig. Mein Gott aber wird all
eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus
Jesus. Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Paulus dankte zuerst für
die finanzielle Unterstützung, die ihm die Gemeinde zukommen ließ.
Im Herbst sammelten wir
für die Aktion „Kinder helfen Kindern“. Kitas und Schulräume
sollten in den EmK-Gemeinden mit dem Geld eingerichtet werden, zudem wurde
jungen Frauen ohne Einkommensmöglichkeiten ein kleines Geschäft
mit der Zucht von Champignons ermöglicht. Stellen wir uns jetzt vor,
wir hätten von den jungen Frauen und Kindern einen persönlichen
Dankesbrief an die Gemeinde erhalten. Sie würden uns für die
Unterstützung herzlich danken. Sie sehen darin Gottes Liebe, nehmen
das Geld als ein Geschenk direkt von Jesus und werden sich wieder bewusst,
wie er ihre Not sieht. Aber eigentlich hätten sie das Geld nicht gebraucht.
Sie kommen mit viel oder wenig aus. Jesus gibt ihnen immer so viel, wie
es von ihm her dran ist. Wenn nicht unsere Gemeinde gespendet hätte,
dann eben eine andere. Aber sie freuen sich für Brombach. Es ist ein
Zeichen, dass die Gemeinde nicht an ihrem Geld hängt. Sie vertrauen
offenbar Gott und können deshalb loslassen. Und die Menschen in Swasiland
beglückwünschen die Gemeinde für ihre Gotteserfahrung, die
sie mit der Spende gemacht hat. Gott wird auch für sie sorgen, sodass
kein Mangel entsteht. Ein Same für Gottes neue Welt ist gesät,
Gottvertrauen und Liebe zueinander können wachsen.
1. Erkenntnis
Geld für Jesus wegzugeben,
lässt fester an Gottes Hand gehen. Wer sich weniger auf seine eigene
Stärke verlassen kann, braucht mehr die Kraft Gottes für das
eigene Leben. Er übt so ein, Jesus zu folgen. Was er oder sie weggibt,
ist nicht Übriggebliebenes, sondern das, was eigentlich nötig
zum Leben erschien.
Geld für Jesus loszulassen,
ist kein Zwang. Wir sollen keine religiöse Pflicht erfüllen und
uns mit unseren Spenden nicht mit anderen vergleichen. Es ist ein Ausdruck
unseres Gehens mit Jesus. Haben wir den Mut, eigene Sicherung abzugeben
und auf seine Sicherheit zu vertrauen?
Wenn wir Geld für
Jesus geben, dann muss uns der, dem es zukommt, nicht ewig dankbar sein.
Er kann Gott danken, der uns befähigt hat, unsere Geldbörsen
zu öffnen. Und wir können Gott danken, dass wir durch das Weggeben
näher an ihn herangerückt sind.
2. Erkenntnis
Paulus will uns etwas mitgeben.
An seinem Beispiel sollen wir für das eigene Leben lernen. Mit jeder
Lage sollen auch wir uns arrangieren können, Not leiden oder im Wohlstand
leben, satt sein oder hungern, Mangel ertragen und im Überfluss nicht
ertrinken. Der Grund dafür ist, dass wir nicht aus unserer eigenen
Kraftquelle schöpfen, sondern an der Macht Gottes teilhaben können.
Diese Kurzbotschaft des
Paulus, mit der er uns Mut machen will, können wir Wort für Wort
durchbuchstabieren:
Ich
vermag alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag
alles durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles
durch den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch
den, der mich mächtig macht.
Ich vermag alles durch
den, der mich
mächtig macht.
Ich vermag alles durch
den, der mich
mächtig macht.
Ich vermag alles durch
den, der mich mächtig
macht.
Ich vermag alles durch
den, der mich mächtig macht.
Ich:
Es ist ein Aufruf ganz
persönlich an jeden und jede Einzelne, sich auf das Wagnis mit Jesus
an der Hand einzulassen. Es geht nicht um andere, für die ich das
wichtig fände, sondern um mich. Aus Zuschauern, die die Philipper
vielleicht früher waren oder wir gegenüber den Kindern in Swasiland
sind, werden Teilnehmende. Wird Jesus auch in meiner Schwäche halten,
was er versprochen hat? Wird er mir in meiner Not beistehen?
vermag:
Das alte Wort „vermögen“
bedeutet so viel wie „Kraft haben, können“. Diese Kraft haben wir
nicht aus uns selbst, sie ist der Powerriegel, den Jesus uns auf einer
anstrengenden Wanderung kurz vor dem Zusammenbruch in die Hand drückt.
Wir müssen diesen Riegel nicht essen. Wir können ihn wegwerfen
oder für später aufheben. Aber wir können ihn auch essen,
auf Jesu Kraft vertrauen und erleben, was seine Kraft mit uns macht.
Mein Cousin lud mich mal
auf eine Tandem-Fahrt ein. Zuerst saß ich hinten, strampelte brav,
aber hatte nicht die ganze Übersicht. Ich maulte, bis er mich auf
den Vordersitz ließ. Da war mein Erschrecken groß. Ich konnte
das Tandem mit ihm hintendrauf nicht halten, mir fehlte die Kraft in den
Armen und Beinen. Die Übersicht war mir ganz egal, denn wir fielen
beide auf die Nase. So stelle ich mir das Vermögen durch Jesus vor.
Er sitzt vorne, hat die Übersicht und die Kraft. Er bringt mich sicher
ans Ziel. Ich sollte mitstrampeln, er will mich nicht ohne Zutun ans Ziel
bringen. Aber ich kann mich auf ihn verlassen. Seine Kraft reicht für
zwei.
alles:
Nicht nur etwas oder manches
kann ich mit Jesu Kraft tun, sondern alles. Das zu realisieren, fällt
mir schwer. So gerne bleibe ich doch bei meinen Möglichkeiten. Vertraue
nur soweit, wie meine Kraft alleine reicht. Ich schreibe die 1 und Jesus
gibt mir noch ein Plus-Zeichen dazu. „Alles“ sagt etwas Anderes: Aus einer
Mitläuferin wird jemand mit eigener Meinung und Stehvermögen.
Sie ist nicht mehr ein Kiesel am Strand, sondern wird zum Fels in der Brandung,
die ihren Glauben auch in stürmischen Zeiten konsequent lebt.
durch:
Es heißt hier sicher
bewusst „durch“ und nicht „mit“. „Durch“ meint, Jesus ist der aktive Part.
Ich kann nur durch ihn. Das Tandem bleibt liegen ohne ihn. „Mit“ würde
bedeuten, er ist der Notfallkoffer, den ich dabei habe, falls ich selbst
nicht weiter weiß, aber eigentlich nicht damit rechne, es allein
nicht zu schaffen.
den, der:
Jesus ist eine Person,
nicht ein Schicksal oder eine anonyme Macht. Weil er persönlich zu
uns ist, macht es Sinn ihn kennenzulernen. Wie kann das besser geschehen
als in der Bibel, den Evangelien, die von ihm erzählen. Jesus ist
aktiv, er hat etwas mit mir vor. Er redet mit mir in sehr unterschiedlichen
Sprachen und Situationen.
mich:
Wen macht er mächtig?
Wirklich mich kleinen Menschen. Jesus handelt an mir, ich empfange und
lasse mir schenken. Welchen Raum ich Jesus gebe, ob ich meine Hände
öffne, meine Seele hinhalte, mutig erste Schritte gehe, darauf wird
es ankommen.
mächtig:
Die Macht, mit der Jesus
mich beschenkt, mich mächtig macht, ist in ihrer Wortbedeutung eine
Kraft, die nach vorne drängt. Jesu Antritt auf dem Tandem, der dafür
sorgt, dass ich mitstrampeln kann und weiter komme. Diese Macht verleiht
unserem Geld, dass wir für Swasiland gespendet haben, die Fähigkeit,
Verhältnisse und Menschen zu verändern. Diese Macht ist die Kraft
zum Lieben, zum Vergeben, zum Ermutigen, Stärken, die Wahrheit Vertreten
und für Standvermögen.
macht:
Gott macht, er schafft
in Jesus Christus Neues. Ich bin in sein Tun hineingenommen, ich darf mitstrampeln.
3. Erkenntnis
Wenn wir loslassen, wird uns
nichts fehlen. So heißt es „Gott wird euch alles geben, was ihr braucht.“
Stellen wir uns vor, dass das Loslassen immer wieder wie eine Abiprüfung
ist, dann wird unsere Antwort nach erfahrener Hilfe und Ermächtigung
heißen:
„Gott
aber, unserem Vater, sei Ehre für immer und ewig. Amen“
(Philipper
4,20)
Cornelia
Trick
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